Marguerite Porete

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Marguerite Porete ergriff in herausfordernder Weise das Wort und fand Widerhall unter den Gläubigen ihrer Region. Sie zeigte einen Stufenweg der Seele zu Gott und erklärte, wie sich die erleuchtete Seele von menschlicher Vernunft und herkömmlichen Tugenden verabschieden sollte, um sich in hingebungsvoller Liebe mit der Gottesliebe zu verbinden. Diese Verbindung eröffnet eine ungeahnte Freiheit des Geistes (spiritus libertatis). Porete verstand sich als Herrin über die Tugenden und als ebenbürtige Tochter der Gottheit. Ihre tief verwurzelte Liebe zu Gott beeinflusste nachhaltig das christliche Denken. Wie viele andere vordenkende Mystikerinnen musste sie für ihren Glauben auf dem Scheiterhaufen bezahlen. Die französischsprachige theologische Schriftstellerin, die den Beginen angehörte, war für ihre Zeit äußerst gebildet und vertrat ihre Ansichten öffentlich, ohne ihre Lehre als Gottesoffenbarung zu kennzeichnen – ein Weg, der Frauen im frühen Mittelalter oft half, Konflikte mit der Inquisition zu vermeiden. Ihr Enthusiasmus erweckte unter den Gläubigen Interesse, und ihr Werk symbolisierte die schrittweise Befreiung der menschlichen Seele von weltlicher Abhängigkeit hin zu Gottes allmächtiger Liebe.