Bauen als Zeichen des Denkens
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Das aus Artikeln in der Presse hervorgegangene Buch des koreanischen Architekten Seung Hyo-Sang (geb. 1952) steht dem Erlebnisbericht eines leidenschaftlichen Architekturtouristen näher als einem systematischen Informationshandbuch. Jedes Kapitel über ein Bauwerk und seinen Schöpfer geht auf eigene Erfahrungen an Ort und Stelle zurück. Seung ist in seinen hohen Ansprüchen an sein Metier ein historisch gebildeter Moralist, stark in der Bewunderung der großen Meister und ebenso stark in der dezidierten Kritik dessen, was abgelehnt werden muß. Leitend sind für ihn zwei Kriterien: Architektur muß einer gedanklichen Konzeption folgen und diese konsequent zum Ausdruck bringen - nichts anderes bedeutet der Titel des Buches: ‚Bauen als Zeichen des Denkens’ -, und es ist die zentrale Aufgabe der Architektur, gebaute Räume herzustellen. „Ein Haus wird nicht hingestellt, sondern hergestellt“, heißt es lapidar – wie ein Gedicht gemacht (Poiesis) oder der Acker ‚bestellt’ wird. Ein Haus und eine Wohnung sind Lebens-Raum, konkret der Raum, in dem man leben kann und leben möchte. „Bauen heißt Leben organisieren.“ Auch dieses allgemein gefaßte Hauptkriterium, das auf die soziale Verantwortung des Architekten zielt, schließt doch vieles kategorisch aus: Bauen als ‚künstlerische’ Spielerei ebenso wie Bauen als die Lieferung von Objekten der Finanzspekulation. Seung scheut sich nicht, letzteres als völlige Sinnverfehlung des Bauens anzuprangern, gerade auch in seinem eigenen Land. Dieses Buch ist der Versuch einer Darstellung und Interpretation der europäischen Architektur der klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts seit Adolf Loos und Karl Kraus aus der Sicht eines maßgeblichen Architekten aus Ostasien.