Marco Polo Eine wundersame Reise

Mit vier Kameras, einem Dutzend Linsen, 1.000 Rollen Film und einem Exemplar von Marco Polos Buch Il Milione ausgerüstet, machte sich Michael Yamashita auf die Spurensuche des großen Abenteurers aus dem 13. Jahrhundert. Vier Jahre lang folgte der weltweit erfolgreiche japanische Fotograf, der zahllose Auszeichnungen, darunter die der National Press Photographers Association, erhielt, der Route des legendären venezianischen Handlungsreisenden und Botschafters des Kublai Khans, Marco Polo, der damals als erster Europäer ins Reich der Mitte vorstieß. Polos Reisegeschichten verblüfften schon zu seinen Lebzeiten die Menschen, da er eine Welt beschrieb, die sich stark von der europäischen unterschied. Außerdem unterschieden sich seine detaillierten und feinsinnigen Beschreibungen von Land und Leuten von den oft blutrünstigen und frei erfundenen Erzählungen vieler anderer damaliger Schriftsteller. Selbst heutzutage erfreuen sich seine Aufzeichnungen, die in zahlreichen Fassungen immer wieder neu aufgelegt wurden, großer Beliebtheit. Eine ähnlich freudige, wenn auch mit extremeren Konsequenzen behaftete Regung fand auch bei Yamashita statt: Bei der Marco-Polo-Lektüre wurde er vom Fernweh gepackt. Für eine dreiteilige Serie im renommierten Magazin National Geographic überquerte er dann Gebirgspässe, durchquerte die Wüste Takla Makan sowie den Irak, den Iran und Afghanistan. Er benutzte Polos Aufzeichnungen aus dem Jahre 1299 als Leitfaden -- und stieß dabei vielerorts auf Motive, die seinerzeit der venezianische Kaufmann und Entdecker vermutlich ähnlich gesehen hat: die Schilfhäuser von Basra und die Jademinen in Khotan, die Fischzüchter von Hangzhou und die Rohfleischesser von Yunnan. Die besten Fotografien bündeln Frederking & Thaler und Geo nun in einem sensationellen Bildband, der ohne Übertreibung zur absoluten Weltspitze gehört. Besonders gelungen sind die feinfühligen Porträts zahlreicher Menschen. Die geniale Bildreportage wird ergänzt durch einführende Texte, für die der Historiker Gianni Guadalupi verantwortlich zeichnet, durch historische Bilder und immer wieder Zitate aus Il Milione. --Jan König