Angst, Lust, Zerstörung
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Anhand von einschlägigen Fallgeschichten demonstrieren die Autoren die psychologischen Hintergründe sexueller Tötungsdelikte. Durch die Analyse dieser Phänomene als Ausdruck des psychischen Zusammenbruchs der Persönlichkeit werben sie für Verständnis und differenzierten forensischen und psychotherapeutischen Umgang mit den Tätern. Sadismus ist nicht allein das Problem einiger weniger „Perverser“ und „Kranker“ - eine versteckte Tendenz zum Sadismus ist bei einer großen Gruppe der Gesellschaft vorhanden. Die Empfänglichkeit für Sadismus zeigt sich in der Verbreitung sadistischer Themen in der Pornographie, in der aktuellen Unterhaltung, in Film und Literatur. Je offenkundiger sich Kategorien wie Herrschaft und Unterwerfung, Allmacht und Ohnmacht äußern, desto unverhohlener tritt auch Sadismus in Erscheinung. Dies geschieht vor allem im Krieg und in totalitären Systemen, überall dort, wo gefoltert wird. Gemessen an diesem sozialen Sadismus ist Sadismus als sexuelle Deviation sehr viel seltener und in der Regel harmloser. Kommt es jedoch zu sexuellen Tötungen, sind die Abwehr- und Gegenreaktionen der Gesellschaft heftig und urtümlich emotional. Weitab von allem Sensationellen geht es in diesem Buch darum, anhand der Fallstudien bekannt gewordener „Lustmörder“ die psychodynamische Entwicklung nachzuzeichnen und so etwas wie ein psychologisches Verständnis dieser Phänomene zu erreichen: Die in der Öffentlichkeit als „Unmenschen“ und „Bestien“ Titulierten erscheinen als Menschen, die an Schwierigkeiten in Entwicklungsprozessen, die wir alle durchlaufen haben, gescheitert sind. Der gängige Ausdruck „Lustmord“, der suggeriert, daß hier eine besonders dämonische Form von Lust verwirklicht wird, erweist sich als irreführend. Denn es geht dabei nicht um die Steigerung von Lust, vielmehr stehen solche Taten am Ende eines langen, verzweifelten Kampfes gegen eine archaische neurotisch-destruktive Dynamik und signalisieren den Zusammenbruch der psychischen Struktur. Über die Autoren: Prof. Dr. med. Eberhard Schorsch war von 1974 bis zu seinem Tod Leiter des Instituts für Sexualforschung in Hamburg Dipl.-Psych. Nikolaus Becker ist Psychoanalytiker am Michael-Balint-Institut in Hamburg.