Die Psychologie der Frau
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Karen Horney hatte in ihrer Praxis viel mit Frauen zu tun und von daher die Möglichkeit, die Freudschen Thesen über die weibliche Psychologie und Sexualität nicht nur theoretisch auf ihre Stichhaltigkeit hin zu überprüfen. Ihre Erfahrungen führten sie zu einem Verständnis bestimmter weiblicher Verhaltens- und Wesensmerkmale, das sich von den Deutungen Freuds zum Teil erheblich unterscheidet. Diese aus den zwanziger und dreißiger Jahren stammenden Erkenntnisse Karen Horneys sind Inhalt der Beiträge dieses Bandes; sie wurden zum Teil vor ihrer Emigration in die USA auf wissenschaftlichen Kongressen vorgetragen. Im Gegensatz zu Freud, nachdem die Lebensperspektive der Frau durch den Neid auf das männliche Sexualorgan geprägt zu sein scheint, weist Karen Horney nach, daß Frauen die Männer vor allem wegen ihrer durch die männlichen Attribute gegebenen Möglichkeiten beneiden. Karen Horney hat als erste Frau das psychoanalytische Instrumentarium systematisch zur Erhellung der spezifisch weiblichen Bedingungen eingesetzt. Dieses emanzipatorische Element haben die amerikanischen Frauenbewegungen in den zwanziger Jahren aufgegriffen und politisch eingesetzt. Karen Horneys Gedanken haben auch heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.