Stigma und Charisma
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Vorliegendes Buch handelt über , Charisma' oder genauer: über die Entstehung von Charisma im Medium von , Stigma' und , Stigmatisierung'. Charisma - ,übernatürlich' begründete Führergabe - und Stigmata - Zeichen für , Abnormität' und letztlich untilgbare , schuldhafte' Verfehlung und soziales , Deklassement' - hängen, so die These des Buches, eng zusammen. Abgedrängt in Krisenzonen, Randlagen und Ächtungsräume der Gesellschaft, in denen Selbstwert und , Identität' zunichte werden, müssen Stigmatisierte versuchen, Stigmatisierung - die , Zuschreibung' sozialer , Schuld' - von sich abzuwehren. Als wirkungsvollste - dialektische - Strategie, identifikative Ansprüche durchzusetzen und in zentrale soziale Wert- und Würdefelder zurückzukehren, wird Selbststigmatisierung herausgestellt. Indem Selbststigmatisierer Stigmata, die die Gesellschaft ihnen auferlegt, demonstrativ für sich bejahen, rücken sie im Wagnis der Ächtung, das sie auf sich nehmen, neue kulturelle Werte ans Licht. Getragen von , Gefolgschaften' und aufbrechenden sozialen Massen, die sich mit Selbststigmatisierern , revolutionär' identifizieren, bewirken sie metánoia - Gesinnungswandel und Gesinnungswechsel - und erstrahlen am Ende in charismatischem Glanz. Die Erstpublikation von Stigma und Charisma: Über soziales Grenzverhalten (1985) wurde in der hier vorliegenden Form um sechs Beiträge ergänzt, die die Rezeptionsgeschichte des Werkes nachzeichnen sollen.