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Andrea Kretschmann

    Regulierung des Irregulären
    Das Rechtsdenken Pierre Bourdieus
    Simulative Souveränität
    • Simulative Souveränität

      Eine Soziologie politischer Ordnungsbildung

      Um ihre Einsätze bei Straßenprotesten zu trainieren, laufen Polizistinnen und Polizisten in der Rolle von Demonstrierenden durch selbst gebaute Straßenzüge. Sie sind schwarz gekleidet und maskiert, tragen Spruchbanner vor sich her, stimmen Sprechchöre an und halten Redebeiträge. Sie werfen mit Steinen und Molotowcocktails und zünden Autos an. Souveränität ist simulativ geworden. Dies ist die These von Andrea Kretschmann, die sie anhand einer teilnehmenden Beobachtung polizeilicher Simulationen für das Policing von Protest in Europa entwickelt. Im Rahmen dieser Simulationen wird politische Ordnung vor allem auf sinnliche Weise hergestellt: Inszenierung, Theater und Spiel laden die inneren Abläufe der Staatsgewalt mit einer neuen Expressivität auf und lassen ein assoziativ-ereignisgetriebenes Vorgehen erkennen, das im Gegensatz zu klassischen Herangehensweisen dezidiert unsystematisch verfährt. Das hat unmittelbare Folgen für das Politische, denn die polizeilichen Simulationen stützen en gros gegenwärtige kriminalpolitische Tendenzen, Artikulationsformen abseits parlamentarischer Verfahrenswege als Sicherheitsproblem zu betrachten. Zugleich bahnt diese spezifische Perspektivierung des Politischen der Ungleichbehandlung unterschiedlicher politischer Spektren durch die Polizei den Weg. Die Autorin legt mit ihrem Buch eine Kultursoziologie des Staates vor, die dieser Bedeutung des Simulativen im soziologischen Rahmen des Verhältnisses von Gesellschaft, Demokratie und Staatlichkeit innerhalb eines kulturalisierten Kapitalismus Rechnung trägt. Damit gibt sie einen empirisch gesättigten Einblick in eine verschlossene Welt, der für eine kritische Würdigung polizeilicher Tätigkeit wie der spätmodernen Problematik politischer Ordnungsbildung unentbehrlich ist.

      Simulative Souveränität
    • In der Rechtssoziologie und sozialwissenschaftlichen Rechtsforschung wurde Pierre Bourdieus Rechtsdenken bislang nur sporadisch und einseitig rezipiert, hauptsächlich im Kontext seiner Theorie sozialer Felder, jedoch ohne Bezug zu anderen soziologischen Rechtstheorien. Die Bourdieu-Rezeption in der sozialwissenschaftlichen Rechtsforschung ist oft oberflächlich, wobei Kritiklinien innerhalb der soziologischen Theorie zu Bourdieus Werk weitgehend ignoriert werden. Der Sammelband zielt darauf ab, den Theoriebezug in der Bourdieu-Rezeption zu vertiefen und diese Kritiklinien zu berücksichtigen. Er initiiert eine systematische Auseinandersetzung mit Bourdieus Rechtsdenken und untersucht dessen Potenziale. Neben relevanten Texten Bourdieus, die erstmals in deutscher Sprache präsentiert werden, versammelt der Band sozialtheoretische und empirische Beiträge, die an Bourdieus Rechtsdenken angelehnt sind. Die Zielgruppe umfasst Rechtssoziolog/innen sowie Sozialwissenschaftler/innen anderer Disziplinen, die sich mit dem Thema ›Recht‹ befassen, sowie Soziolog/innen und Wissenschaftler/innen, die Bourdieus Werk analysieren. Zudem richtet sich der Band an rechtssoziologisch interessierte Rechtswissenschaftler/innen. Mit Beiträgen von namhaften Autor/innen wird eine umfassende Perspektive auf Bourdieus Rechtsdenken geboten.

      Das Rechtsdenken Pierre Bourdieus
    • Andrea Kretschmann, Dr. phil, ist Forscherin am Centre Marc Bloch in Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind (kultur-)soziologische Theorie, Soziologie der Gewalt und des Konflikts, Soziologie des Staates, Rechtssoziologie und Soziologie abweichenden Verhaltens und sozialer Kontrolle.

      Regulierung des Irregulären