Die Nacht im Mittelalter
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Die Nacht ist nicht nur ein Naturphänomen, sondern ein vieldeutiges Symbol und Teil der menschlichen Phantasiewelt. Im Mittelalter wird die Nacht als problematisch und als Quelle von Aberglauben und Ängsten wahrgenommen. Für Forscher ist es herausfordernd, zwischen dem Realen und dem Eingebildeten zu unterscheiden, um das authentische Erleben der Nacht nachzuvollziehen. Dazu sind vielfältige Quellen notwendig, darunter theologische und philosophische Traktate, astronomische und medizinische Aufsätze, Abenteuerromane sowie juristische Dokumente. Die Nacht wird mit dem Tod assoziiert, da sie uns einen Teil unseres Lebens stiehlt, indem sie uns zwingt, zu schlafen. Sie symbolisiert das absolute Nichtsehen und die Undurchsichtigkeit, die auch der Tod verkörpert. In ihrem tiefsten Wesen berührt die Nacht das Nichtsein und die Zeitlosigkeit, die dem Tod eigen sind. Daher scheint die Nacht den Toten zu gehören, während der Tag den Lebenden vorbehalten ist. Nächtliche Arbeiten gelten als sinnlos und gefährlich, und die Schnitter, die sich verspäten, hören den bedrohlichen Ruf, der sie an ihre Vergänglichkeit erinnert: „Dar Tog isch dein, die Nacht isch mein.“

