Karl Brunner legt eine kurzgefasste Kulturgeschichte des Mittelalters vor, die den gesamten Lebenskreis eines mittelalterlichen Menschen einbezieht: Körper und Gefühl, Geist und Seele, Haus und Burg, Schänke und Spital, Lohn und Lehen, Krieg und Fest, Stadt und Kathedrale, Märkte und Gärten, Kloster und Totenacker und schließlich das Paradies. Er führt seine Leser an die Tische der Bauern und die Tafeln des Adels, in die Bergwerke und in die Schreibstuben der Gelehrten und ebenso zu Juden, Muslimen, Ketzern und Priestern. Dabei erzählt er von Dirnen und Dichtern, von Liebenden und Asketen, von Musikern und Händlern, von Artus, Tristan, Dietrich von Bern und von den Kreuzrittern – und von vielem anderen mehr.
Band 33. Tragödie. Prinz Hamlet ist von der Universität Wittenberg an den
dänischen Königshof zurückgekehrt: Sein Vater war überraschend gestorben, und
dessen Bruder Claudius, der neue König, hat Gertrud, Hamlets Mutter, bald
darauf geheiratet. Hamlet ist von diesen Ereignissen getroffen und angeekelt
und verweigert sich der Feierstimmung. Hamlets Freund Horatio glaubt, in der
Nacht auf den Schlossmauern den Geist des toten Königs gesehen zu haben, und
tatsächlich erscheint auch Hamlet der Geist seines Vaters und bestätigt ihm,
was er bereits geahnt hat: Sein Vater wurde von Claudius betrogen und
ermordet. Der Geist beauftragt Hamlet, den Mord, unter Schonung der Mutter, zu
rächen. Hamlet nimmt nun zum Schein ein wunderliches Wesen an. Er spricht,
scheinbar zusammenhanglos, doppeldeutige Sätze, in denen sowohl Provokation
als auch Ekel vor der Welt anklingen. Claudius beobachtet argwöhnisch Hamlets
seltsames Benehmen, doch sein Oberkämmerer Polonius erklärt das eigenartige
Verhalten mit Hamlets unerfüllter Liebe zu seiner Tochter Ophelia. Claudius
lässt seinen Neffen von dessen Jugendfreunden Rosenkranz und Güldenstern
überwachen, und Polonius arrangiert ein Gespräch zwischen Hamlet und Ophelia,
das er und der König belauschen. Als Hamlet bemerkt, dass ihn Ophelia nur
aushorchen will, steigert er sich wiederum in verwirrende Reden. Eine reisende
Schauspieltruppe gibt Hamlet die Gelegenheit, Claudius eine Falle zu stellen.
Der Prinz lässt die Schauspieler ein Stück aufführen, in dem ein König auf
gleiche Weise wie Hamlets Vater ermordet wird und der Mörder dessen Frau für
sich gewinnt. Noch ehe das Spiel zu Ende ist, bricht Claudius es an der
entlarvenden Stelle abrupt ab. Nun gibt es für Hamlet keine Zweifel mehr an
der Schuld des Onkels. Dennoch zögert er, Claudius zu töten. Anschließend aber
bemerkt er, dass auch ein Gespräch, das er mit seiner Mutter führt, belauscht
wird, und er tötet mit einem Stich durch die Tapete den Spitzel. Es ist
Polonius, nicht, wie der Prinz annahm, der König. Claudius will nun Hamlet
rasch und für immer loswerden. Er überträgt ihm eine Mission nach England,
Rosenkranz und Güldenstern sollen ihn auf der Reise begleiten. Sie führen
einen Brief mit, der den Auftrag enthält, Hamlet in England zu töten. Doch
unterwegs entdeckt Hamlet sein Todesurteil und schreibt es auf Rosenkranz und
Güldenstern um. Nach Dänemark zurückgekehrt, wird er Zeuge von Ophelias
Begräbnis, die im Wahnsinn in den Fluss gegangen ist. Vor dem Grab kommt es zu
einem Kampf zwischen Hamlet und Laertes, dem Bruder der Ophelia. Die
Kontrahenten werden getrennt, das Duell soll aber vor dem gesamten Hof
nachgeholt werden. Der König, der mit Mühe den Aufruhr bändigen konnte, den
Laertes wegen der Ermordung des Polonius ausgelöst hatte, will Laertes nun als
Werkzeug gebrauchen, um Hamlet endgültig zu beseitigen. Die Degenspitze des
Laertes wird auf seinen Rat vergiftet. Außerdem stellt er noch einen Becher
mit vergiftetem Wein bereit. Während des Duells trinkt die ahnungslose Königin
aus diesem Giftkelch. Beim Kampf wird Hamlet von Laertes leicht getroffen, in
der Hitze des Gefechtes wechseln beide die Waffen, und Hamlet verwundet
Laertes mit dem vergifteten Degen. Als die Königin tot zu Boden sinkt und der
sterbende Laertes die Intrigen des Königs aufdeckt, findet Hamlet - ebenfalls
sterbend - endlich die Kraft, Claudius zu töten. Das Erbe Hamlets tritt der
junge, kriegerische Prinz von Norwegen, Fortinbras, an. Wir kennen diesen
Hamlet, wie wir unser Gesicht kennen, hat Heinrich Heine mehrdeutig
formuliert. Kaum eine Dichtung hat derart die Fantasie der Kommentatoren
angeheizt und kaum eine Dichtung dürfte so unterschiedlich ausgelegt worden
sein. So mag die Ansicht zutreffen, der gesamte Reichtum von Shakespeares
Tragödie könne nie an einem Theaterabend ausgelotet werden, dafür aber
ermögliche die Bühne in einer Hinsicht Bereicherung: die Bereicherung nämlich,
um