Wir leben in einer Gesellschaft, die stark durch digitale Botschaften geprägt wird. Im Gegensatz zur Hermeneutik, die sich mit deren Deutung befasst, will die Angeletik das Phänomen von Boten und Botschaften selbst philosophisch erörtern. Gegenwärtig führt die interaktive digitale Informationstechnik zu einer Verschiebung von Machtstrukturen bezüglich Boten und Botschaftsverbreitung, einem »angeletic turn«. Die Angeletik bietet einen Reflexionsraum, in dem die Bezüge zwischen Sendern, Nachrichten und Empfängern ergründet werden können.
Der Globalisierungsdiskurs der 1990er Jahre stellte das Internet als grenzenlosen Raum dar, in dem die „ganze Welt“ kommunizieren konnte, befreit von Raum und Zeit sowie gesellschaftlichen und politischen Einschränkungen. Das Netz schien eine Sphäre reiner Kommunikation zu sein, in der weltweites Wissen zusammenfließt. Das Konzept des Global Village, von Marshall McLuhan geprägt, schien sich in einer hypermodernen Supercity zu verwirklichen und hinterließ unaufgeklärte, irrationale Elemente des Dorfes. Dieses Bild erweist sich jedoch als Chimäre. Jenseits der Netztheorie besinnt sich der Globalisierungsdiskurs auf die Lokalität. Der Begriff „Glokalisierung“ (Roland Robertson) erfasst seit Mitte der 1990er die Wechselwirkungen zwischen lokalen Gegebenheiten und der globalen Sphäre. Dies wirft Fragen zur Kommunikation im Internet auf: Wie interagieren lokale und globale Netzkommunikation? Welche Veränderungen ergeben sich durch die Konfrontation verschiedener Kulturen im Netz? Welche Segmentierungen entstehen durch Barrieren wie Graphien und Sprachen? Wie lokalisiert sich das Netz und wie ist dies ethisch zu bewerten? Welche ethischen Zugänge können in einem interkulturellen Begegnungsraum entwickelt werden? Das Buch behandelt diese Themen in vier Perspektiven: Internetethik als interkulturelle Informationsethik, die Bedeutung des Netzes für soziale und politische Entwicklungen, kulturelle Bedingungen der glokalisierte Netzkommu