Literatur und Anthropologie
H.G. Adler, Elias Canetti und Franz Baermann Steiner in London
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Eine Neuvermessung des Beziehungsnetzes dreier Autoren im Londoner Exil der 1940er und 50er Jahre. Franz Baermann Steiner, H. G. Adler und Elias Canetti lebten in dieser Zeit in London, nachdem sie aus Wien und Prag geflohen waren. Alle drei sind sowohl als Dichter als auch als Anthropologen hervorgetreten, wobei ihre Arbeiten von der deutschen philosophischen Anthropologie der 1920er Jahre und der Kritischen Theorie beeinflusst sind. Steiner forschte über Sklaverei und das Verhältnis von gesellschaftlichem Zusammenhalt und Tabu. Adler entwarf in seinem wegweisenden Werk über Theresienstadt eine soziale Gegenwelt, die die Einschränkung und Expropriation aller Lebenschancen thematisiert. Canetti untersuchte das Verhältnis von Masse und Macht als gesellschaftsbindende Kraft. Neben ihrer theoretischen Arbeit schufen sie auch literarische Werke: Steiner verfasste Hymnen und Langgedichte, Adler schrieb innovative Romane und Lyrik, während Canetti den literarischen Aphorismus als Erkenntnismittel entwickelte. Beiträge von Jeremy Adler, Barbara Hahn, Erhard Schüttpelz, Ruth Vogel-Klein und Hans Dieter Zimmermann beleuchten verschiedene Aspekte ihrer Werke und deren Einfluss auf die Darstellung der Shoa sowie auf sozialtheoretische Fragestellungen.