»Überzeugung und Rhetorik«, entstanden in den Jahren 1909/1910 und posthum veröffentlicht, ist eine Doktorarbeit, doch »sicher eine der merkwürdigsten und eigenwilligsten, die je geschrieben worden sind« (J. Ranke). Statt einer wissenschaftlichen Abhandlung bietet dieser Text ein provozierendes Bekenntnis und Programm. »Rhetorik« ist der Schlüsselbegriff in einer radikalen Zeitkritik. Der jugendliche Verfasser richtet seinen unversöhnlichen Blick auf die gesellschaftlichen Institutionen, den Zustand der Sprache, vor allem aber auf das wissenschaftliche Denken und seine Funktion im modernen Leben. Unter dem Stichwort »Überzeugung« versucht er dagegen, sich eines Denkens »diesseits« von Metaphysik und Wissenschaft zu erinnern. Dafür stehen ihm Sokrates und Christus ein, die griechischen Tragiker und die vorsokratischen Philosophen. In ihrem Zeichen entwirft er eine Philosophie von höchstem ethischen Anspruch. Der im Grenzgebiet zwischen Philosophie und Literatur angesiedelte Text ist bis heute Gegenstand kontroverser Deutungen.
Carlo Michelstaedter Books
June 3, 1887 – October 17, 1910
Carlo Michelstaedter, an Italian philosopher and man of letters, is celebrated for his profound inquiries into the nature of life and persuasion. His thought appears to have coalesced suddenly, a testament to his brief yet intense existence. Michelstaedter viewed ordinary life as an illusion, a construct perpetuated by the 'god of pleasure' which masks superficial desires and illusory outcomes. He saw social existence as defined by rhetoric and convention, alienating individuals from both nature and their true selves. Genuine liberation and self-possession, termed 'Persuasion,' can only be achieved by living in the present as if each moment were the last. For him, resignation and conformity to the world represented a true death.
