Vagheit ist ein ausgesprochen wichtiges und interessantes Merkmal der Sprache. Es wird in verschiedenen Kontexten thematisiert, im allgemeinen aber in seiner Bedeutung und Relevanz für die Kommunikation unterschätzt. Auch in wissenschaftlichen Bedeutungstheorien wird es häufig falsch interpretiert. Nach einem „Streifzug“ durch die Geschichte des Vagheitsbegriffs in Philosophie und Sprachphilosophie wendet sich Sabine Dönninghaus der Vagheit als Gegenstand der Sprachwissenschaft zu. In diesem Rahmen skizziert sie logisch-semantische Modelle der Vagheitsbeschreibung und diskutiert methodische Schwierigkeiten, die sich bei der Betrachtung von sprachlicher Vagheit ergeben. Auf der Grundlage einer Vagheitstypologie werden die Funktionen vager Ausdruckseinheiten speziell in der Wissenschaftssprache beschrieben, an die gemäß der stilistischen Norm besondere Exaktheitsansprüche gestellt werden. Inwiefern vage Ausdrucksweise einer kommunikativ-pragmatischen Strategie entspricht, wird anhand von Angaben der Quantität, des Grades, der Zeitlichkeit, Räumlichkeit und an Möglichkeiten zur Bezeichnung von Personen gezeigt.
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Täuschungsphänomene wie Lüge, Heuchelei, Verschleierung und Selbstbetrug sind von existentieller und soziokultureller Bedeutung. Sie sind ein äußerst facettenreicher Untersuchungsgegenstand nicht nur für die Philosophie, Rechtswissenschaften, Ethik, Psychologie, Anthropologie u. a. Disziplinen, sondern auch für die Kommunikations- und Sprachwissenschaft, die auch den Zusammenhang zwischen Wahrhaftigkeit, Täuschung und Sprache zum Gegenstand hat. Die besondere Relevanz der sprachlichen und nichtsprachlichen Täuschung reflektiert sich vor allem im Wortschatz natürlicher Sprache. Der Versprachlichung von Täuschungsphänomenen widmet sich die Untersuchung exemplarisch anhand von Wortschatzeinheiten des modernen Russischen. Sie liefert dabei nicht nur eine umfassende Darstellung zur Behandlung von Täuschungsphänomenen und zum Zusammenhang zwischen Sprache und Täuschung, sondern auch zur Diskussion um die sprachwissenschaftliche Beschreibung von Wortschatzstrukturen und ist somit auch von wissenschaftstheoretischem Wert.