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Die Vermessung des menschlichen Körpers in anthropologischen Klassifizierungen wirft stets die Frage nach dem Wesen des Menschen auf. Der Theologe Lavater zeigt, dass einfache Verbindungen zwischen Innen und Außen nicht mehr zu erwarten sind und dass das Verstehen ein fundamentales Problem bleibt. Goethe, Lichtenberg und Kant thematisieren das Rätselhafte der Oberfläche und den Bruch zwischen Sein und Schein, was das kritische Bewusstsein der Aufklärung herausfordert. Der Mensch bleibt jedoch ein Wesen, das Missverständnisse hervorbringt. Seit dem 19. Jahrhundert entstehen in der Medizin konkurrierende Konzepte, die zwischen Naturphilosophie und Naturwissenschaft schwanken. Der Arzt Gall orientiert sich an Lavaters Physiognomik, während er die Körper-Geist-Problematik biologisch betrachtet. Lombroso versucht, den Typus des „geborenen Verbrechers“ nachzuweisen, was den Versuch dokumentiert, naturwissenschaftliche Genauigkeit auf gesellschaftliche Phänomene zu übertragen. Die Entwicklungen der Bertillonage und Daktyloskopie markieren Fortschritte zur modernen Biometrie. Die Ambivalenz der Anthropometrie zeigt sich in Bereichen wie Ernährungswissenschaft und Medienkunst einerseits und Sicherheitswahn sowie Datensucht andererseits. Der Aufstieg computergenerierter Avatare, die als „bessere Menschen“ gelten, verdeutlicht die Verschmelzung von Realität und virtueller Welt, was in modernen Erzählungen wie „A. I.“ deutlich wird.
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Anthropometrie, Gert Theile
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- Released
- 2005
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