Geschichte und Gehirn
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Müssen wir vergangenes Handeln neu bewerten, weil es sich dem Willen der Handelnden entzog und stattdessen dem von genetischer Kondition, elektrochemischen Aktivitäten und kulturellen Inputs geregelten Spiel der Neuronen unterlag? Verdankt der Mensch seine ganze geistige Existenz, seine kollektiven und individuellen Lebensweisen, sein Können, seine Werke und deren Wirkungen, alle Kognition und Intention, die Religion und selbst die Philosophie, kontingenz-induzierten Interaktionen von Neuronen mit soziokulturellen Mächten, also einem neurokulturellen Geschehen? Ist nicht der Träger des Hirns, der sich als Ich erfahrende individuelle Mensch, zu verantworten, sondern vielmehr Natur und Gesellschaft? Wenn dem so wäre, welche Folgen zeitigte es für Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung? Johannes Fried diskutiert diese Fragen und konzentriert sich vor allem auf Erinnerungszeugnisse, die die Grundlage der mediävistischen Quellen sind.