Im Zauber der Zeichen
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Medium – darunter versteht man im gängigen Sprachgebrauch unserer Tage Mittel und Verfahren zur Verbreitung von Informationen. Im Verständnis und Gebrauch früherer Kulturen hingegen dienten ›Medien‹ nicht nur der Distribution von Wissen, sondern zugleich, meist untrennbar miteinander verschränkt, von spirituellen Kräften. Dieses magische und kultische Erbe hat auch heute erhebliche Bedeutung, stecken doch, wie schon Marschall McLuhan feststellte, in jedem ›neuen‹ Medium stets auch die älteren. Tatsächlich entwickelte diese Frühgeschichte einer engen Verknüpfung von Realität und Zauber entscheidenden Einfluß in der Entstehungs- und Wirkungsgeschichte auch der neuzeitlichen Medien. Die Beiträge dieses Bandes machen zum einen diese verdrängte Erbschaft in den verschiedensten Medien sichtbar, zum andern verdeutlichen sie die folgenreiche Funktionalisierung dieses Erbes im Verhältnis von Medien und Macht. In einem breiten chronologischen Spektrum, das von den Pfeilzeichen des Jungpaläolithikums über die Gutenberg-Presse und das Mikroskop Robert Kochs bis zum Kino Kafkas und dem Fernsehen unserer Zeit reicht, zeichnen Literatur- und Kulturwissenschaftler, die damit auf ein dringendes Desiderat in der Medienforschung, aber auch den Kulturwissenschaften reagieren, eine Entwicklung nach, die konstitutiv ist nicht nur für die aktuellen Medien und ihre Wirkungsgeschichte, sondern auch für unsere gesellschaftliche Gegenwart.