Der Schuldkomplex
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Gegen die Tyrannei der Selbstgeißelung Mit seiner jüngsten Streitschrift hat der bekannte französische Philosoph und Publizist Pascal Bruckner eine lebhafte Debatte über unser Verhältnis zur eigenen Geschichte entfacht. Ganz gleich ob wegen Sklaverei, kolonialer Vergangenheit oder Faschismus – in Europa ist das Sprechen über Schuld und Scham seit dem Zweiten Weltkrieg das höchste politische und moralische Gebot. Die permanente Büßerhaltung verstellt jedoch den Blick dafür, wie wir verantwortungsvoll mit der eigenen Geschichte umgehen und für die Zukunft aus ihr lernen können. Die Welt hasst uns, und wir verdienen es, ja wir lieben es geradezu, gehasst zu werden – so lautet jedenfalls die feste Überzeugung einer Mehrheit der Europäer. Seit 1945 sind wir es gewohnt, in einer übertriebenen, unreflektierten Büßerhaltung zu erstarren. Beinahe lustvoll, so scheint es, erinnern wir uns immer wieder an vergangene Kriege, religiöse Verfolgung, Diktatur oder Sklaverei. Oft genug handelt es sich dabei jedoch um bloße Lippenbekenntnisse. In seinem mitreißenden Essay prangert der Philosoph und Schriftsteller Pascal Bruckner diesen 'westlichen Masochismus' an und kritisiert die in Europa verbreitete Haltung, sich lieber jeder nur erdenklichen historischen Schuld zu bezichtigen, als hier und jetzt Verantwortung zu übernehmen. Thesenfreudig und meinungsstark setzt er sich mit unserem Geschichtsverständnis auseinander, ohne einem neuen Revisionismus das Wort zu reden. Bruckner geht es nicht darum, begangene Verbrechen zu relativieren, im Gegenteil: Er fordert vielmehr eine Debatte heraus, die nicht zu Geschichtsvergessenheit führt, sondern uns zeigt, wie wir die Erinnerung an historisches Unrecht für das Gestalten der Zukunft nutzen können.