Werke und Nachlaß

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Walter Benjamin gilt seit den 1970er Jahren als Klassiker der Literaturkritik, dessen Rezensionen kanonisch sind. Kürzlich wurden jedoch über 200 Seiten handschriftlicher Notizen und Aufzeichnungen entdeckt, darunter Entwürfe zu Besprechungen von Bertolt Brecht, Anna Seghers und anderen. Diese werden nun erstmals im Rahmen der „Kritischen Gesamtausgabe“ veröffentlicht und ergänzen die bekannten Arbeiten, die ohne normalisierende Eingriffe und unter Berücksichtigung aller Textvarianten präsentiert werden. Zusammen mit den im Kommentar aufbereiteten Informationen zu Benjamins Arbeitsumfeld, Kontakten und Quellen bietet die Edition einen neuen Einblick in seinen kreativen Prozess und ermöglicht eine detaillierte Rekonstruktion seiner Arbeitsweise. Sie wird zu einem bedeutenden Kompendium für alle, die sich für europäische Literaturgeschichte, Literaturtheorie oder die Praxis der Literaturkritik interessieren. Die Rezensionen waren ein zentrales Element von Benjamins Denken, und die Ausgabe zeigt, dass er auch als Literaturkritiker seinen theoretischen Interessen treu blieb. Zudem wird deutlich, dass das Bild des ohnmächtigen Melancholikers revidiert werden muss, denn Benjamin war auch ein zielgerichteter, streitbarer und medienerfahrener Publizist.