Anstand
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Anstand dient einer Gesellschaft als Begriff, um ein menschlich korrektes und für breite Schichten akzeptables Handeln zu benennen - und das ganz praktisch in verschiedenen Bereichen, vom Partnerschaftlichen über Geschäftsgepflogenheiten bis hin zur Politik. Jenseits von Moralimperativen zeigen sich in der Verständigung über anständiges Verhalten die unsichtbaren Regeln, die das Funktionieren einer komplexen Gesellschaft garantieren. So dient der Rückgriff auf den Begriff „Anstand“ gerade in Krisenzeiten immer wieder dazu, sich auf diese Grundlagen zu besinnen und Fehlentwicklungen mit Verweis auf das Gemeinverträgliche zu kritisieren und zur Besserung aufzurufen: Man denke etwa an Bundeskanzler Schröders Appell „Aufstand der Anständigen“ gegen den wachsenden Rechtsradikalismus oder aktuelle Debatten in der Wirtschaft, inwiefern das Bild des „ehrbaren Kaufmanns“ bzw. „ehrlichen Maklers“, der den Anstand einer Branche personifiziert, aus der Vertrauenskrise helfen könnten. Kaum etwas scheint in Anbetracht der gegenwärtigen Krisensymptome daher so wichtig zu sein wie eine Neuverständigung darüber bzw. Vergegenwärtigung dessen, wofür „Anstand“ steht.