Kritik der Gegenwart oder: zwei Zeitalter
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Ein Kapitel aus der Schrift „Eine literarische Besprechung“, 1846 1846, zwei Jahre, bevor Karl Marx und Friedrich Engels das „Kommunistische Manifest“ veröffentlichten, schrieb der dänische Philosoph Sören Kierkegaard (1813-1855) einen Essay mit dem Titel „Eine literarische Besprechung“. Die Arbeit an dieser Buchbesprechung brachte ihn dazu, sein Zeitalter im Verhältnis zum Zeitalter der französischen Revolution idealtypisch zu analysieren, weshalb die Schrift unter dem Titel „Zwei Zeitalter“ verbreitet worden ist. Kierkegaards Essay ist aber mehr als eine literarische Buch-Kritik: Er liefert eine prägnante Analyse der modernen Gesellschaft. Der Philosoph Theodor Haecker, der die gesellschaftskritischen Teile von Kierkegaards Schrift erstmals ins Deutsche übersetzte und 1914 in der Innsbrucker Zeitschrift „Der Brenner“ veröffentlichte, gab ihr den zutreffenden Titel „Kritik der Gegenwart“. So wie Kierkegaard es seinerzeit versucht hat, versucht Walter Methnagl mit seinem Essay „Sören Kierkegaards ´Zwei Zeitalter`- heute?“, Symptome und Sachverhalte, die das Leben heute schwer und gefährlich und morgen voraussichtlich noch viel schwerer und gefährlicher machen, als einzelne zu fixieren und dann auf gemeinsame verursachende Nenner zurückzuführen, also zu einer „Kritik unserer Gegenwart“ werden zu lassen, wohl auch der künftigen Gegenwart unserer Kinder und Enkel. „Empört Euch!“ ist der Titel eines jüngst erschienenen zeitkritschen Essays des französischen Autors Stéphane Hessel. Was kann heute noch „Revolution“ sein? Diese an heutige Leser von Kierkegaards Schrift gerichtete Frage kann man als Vorwegnahme einer solchen Aufforderung deuten.