"Liebe will ich liebend loben"
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Die biographisch-psychologische Betrachtung der Sonette von 1807/1808 erweist die Entstehung der einzelnen Gedichte aus Goethes Begegnungen mit Bettine Brentano (November 1807), Wilhelmine Herzlieb (Dezember/Januar 1807/08) und mit Silvie von Ziegesar (Sommer 1808). – Nur die auf Wilhelmine Herzlieb bezogenen Sonette sind durch das Narrativ einer einzelnen Liebesbegegnung zu einem ‚kleinen‘ Zyklus als dem zentralen Teil der Sammlung verbunden. – Im I. Sonett (Mächtiges Überraschen) und in den Briefsonetten bekundet sich die Bedeutung von Bettine Brentano und ihres Briefwechsels mit Goethe für die Produktivität des Dichters zu Beginn einer neuen Epoche seines Lebens. – In den Dialogsonetten tragen der Dichter und die poetisch kundige Geliebte - in welcher die Gestalt Silvie von Ziegesars vermutet werden darf - im Zwiegespräch übereinstimmend ihre Sonett-Kritik vor. – In einzelnen Sonetten reflektiert der Dichter Liebesverzicht und erneute Liebeshoffnung. Im Schlusssonett lässt Goethe nicht nur den Namen Herzlieb als Lösung der Charade erraten, sondern er verleiht semantisch subtil auch dem Gedanken Ausdruck, das Wesen der beiden Geliebten – Minchens und Silvies - in einer Gestalt zu umfangen. Ein historischer Überblick über die Forschungen zum Thema zeigt, dass die gleichsam selbstverständliche Prämisse, wonach auch für den ‚Zyklus‘ im Ganzen das Narrativ einer singulären Liebesbeziehung gelten müsse, zu grundlegenden Interpretationsproblemen geführt hat.