Destination Schanghai
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Information zur Ausstellung Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministers des Auswärtigen, Herrn Dr. Guido Westerwelle, MdB. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Leo Baeck Institute, New York und wurde von Renata Stein kuratiert. Von 1936 bis 1941 kamen fast 20.000 deutsche und österreichische Juden, darunter auch Juden aus Chemnitz, die das von den Nazis besetzte Europa verlassen wollten, nach Schanghai (China), dem buchstäblich letzten Ort, für den man kein Visum brauchte. Die Flüchtlinge waren schlecht auf die dortigen Bedingungen vorbereitet, die sie in der geschäftigen Hafenmetropole mit ihren sechseinhalb Millionen Einwohnern vorfanden: die Taifun-Saison war heiß und feucht, die Winter dagegen eiskalt. Das Klima und die katastrophalen hygienischen Verhältnisse begünstigten zahlreiche ansteckende Krankheiten, die sich in den beengten Quartieren rasch ausbreiteten, vor allem, nachdem die japanische Besatzungsarmee 1943 den Stadtteil Hongkou zum „ausgewiesenen Bezirk“, zum Ghetto erklärt hatten. Mit der Einführung von Passierscheinen zum Verlassen des Ghettos waren die jüdischen Flüchtlinge vom Wohlwollen der japanischen Verwaltung abhängig, und die Chancen, außerhalb des Ghettos genug Geld zum Leben zu verdienen, wurden noch geringer. Diesen Bedingungen zum Trotz erwiesen sich die deutschen und österreichischen Flüchtlinge als erstaunlich aktiv. Sie betätigten sich als Unternehmer, sie gründeten Synagogen, Hilfsprogramme, Schulen und zahlreiche kulturelle Einrichtungen. Konzerte, Tanz, Theateraufführungen, Kunstausstellungen und Lesungen boten somit Ablenkung vom alltäglichen, oft mühseligen Leben. Zudem informierten Zeitungen und Zeitschriften die deutschsprachigen Flüchtlinge über internationale und lokale Ereignisse. Bis 1950 hatten die meisten Juden dann Schanghai verlassen. Das ehemalige Ghetto aber ist bis heute ein „ausgewiesener Bezirk“ geblieben: als historisches Viertel und Museum.