Untersuchungen zur Geschichte und Identitätskonstruktion von Aigeai im römischen Kilikien (20 v. - 260 n. Chr.)
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Wenn Kleinasien als Brücke zwischen Orient und Okzident gilt, dann trifft das auf das östliche Kilikien ganz besonders zu. Am Übergang von Kleinasien nach Syrien gelegen, kam diesem Landstrich eine große strategische Bedeutung zu. Für die Römer war Kilikien eine wichtige Durchgangsstation auf dem Weg nach Osten. Die römischen Kaiser legten deshalb größten Wert auf den Rückhalt bei den kilikischen Städten. Die Stadt Aigeai (heute: Yumurtalık), am Eingang des Golfs von Issos gelegen, spielte bei der Abwicklung von Truppentransporten eine wichtige Rolle, denn sie verfügte über gute Ankermöglichkeiten und eine ideale Anbindung an das Wegenetz. Aigeai war wie ein Sprungbrett, um von Kleinasien nach Syrien zu gelangen und stand in regem Austausch mit den großen syrischen Häfen. Das fruchtbare Schwemmland der kilikischen Ebene bescherte der Stadt satte Getreideernten und zahlreiche weitere landwirtschaftliche Produkte. Aigeai war eine florierende Stadt, wovon auch seine reichhaltige Münzprägung zeugt. In römischer Zeit war die Geschichte Aigeais eng mit der römischen Ostpolitik verbunden. Allerdings mangelt es an literarischen Quellen zu diesem Ort. Auch sind bislang erst 43 Inschriften zu Aigeai publiziert worden, die historische Rückschlüsse erlauben. Der umfangreichen Münzprägung dieser Stadt im Südosten der heutigen Türkei kommt daher ein umso höherer Quellenwert zu. Dieses Buch trägt sämtliche verfügbaren Quellen zum antiken Aigeai zusammen, insbesondere ein reich bebildertes Corpus der Münzen von ca. 20 v. -- 259 n. Chr. Als Leitfaden bei der Quellenanalyse dient die Frage nach der kulturellen, kollektiven Identität, für die die Münzen von ganz besonderem Wert sind. So gewinnen wir ein Bild von den vielfältigen Bemühungen der Führungsschicht einer kleinasiatischen Stadt, Anerkennung auf regionaler und imperialer Ebene zu erlangen und zugleich der Bürgerschaft patriotische Identifikation zu ermöglichen.