Der schöne Gott
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Der Titel ist eine literaturwissenschaftliche Studie, die sich aus philosophischem Blickwinkel Gottesbildern nähert und einer Thematik, die bisher fast ausschließlich motivgeschichtlich behandelt worden ist. Letztere Vorgehensweise erscheint unbefriedigend, verstellt sie doch den größeren gedanklichen Zusammenhang eines Gegenstandes, der sich nur interdisziplinär und, wie Heidegger formuliert, ontotheologisch beschreiben lässt. Zudem wird von der – heute vermehrt durch die Neurobiologie ins Spiel gebrachten – Bewusstseinsproblematik her eine philosophische Tradition lesbar, deren Bedeutungsvielfalt in den Geistes- und besonders den Literaturwissenschaften zu wenig beachtet worden ist. Theologie, Philologie und Kunsttheorie nehmen Teil an einer Philosophie des Bewusstseins, die jeden ästhetischen Ausdruck begleitet und ihn mit einem ‚neuroästhetischen‘ Kontext versieht. Daher der vorliegende Versuch, platonisch beginnend und postmodern endend, eine interdisziplinäre Systematik zu erstellen, die in Kants kritischem Werk ihre methodische Grundlegung und den ‚roten Faden‘ ihrer Analyse findet. Anhand vierer Themenkreise (Dialektik, System, Einbildung, Sprache) werden die strukturellen Verbindungen zwischen Ästhetik und Theologie erläutert. Ergänzt werden die theoretischen Ausführungen durch vier, jeweils nach den Kapiteln eingeschobene Exkurse, die in kunsttheoretischer (Werk Joseph Beuys’, das Stillleben), theologischer (Die Offenbarung des Johannes) und literaturwissenschaftlicher Hinsicht (Goethes Wilhelm Meister) neue Gesichtspunkte der Interpretation eröffnen. Es wird deutlich, dass die philosophisch-begriffliche Reflexion von Gottesbildern unmittelbare Konsequenzen für geisteswissenschaftliche Untersuchungen zeitigt.