Das Kahnweib
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Eine zartfühlende, empfindsame Frau ist das „Kahnweib“, ab und an wohl ein wenig bockig, mitunter auch recht dickköpfig, selten aber starr und herrschsüchtig – und das dann eigentlich nur, wenn Wellen, Wind und Wetter harte Schläge geben, wenn fremde, ihr feindlich gesinnte Mächte sie die eigene Ohnmacht spüren lassen. Nach mündlichen Überlieferungen und schriftlichen Unterlagen entwirft Gerhard Dallmann vor dem Hintergrund wirtschaftlicher, politischer sowie religiöser Szenerien der Jahre 1913 bis 1944 das schwere, packende Schicksal der starkherzigen Schifferfrau Berta Giese geb. Looks (1903–1975) vom Greifswalder Bodden. Er erzählt von einem Leben, das gezeichnet ist von seelischem Leid und existenzieller Bedrückung, jedoch getragen wird von einer ursprünglichen, heiteren Frömmigkeit. Die in unübertriebener Tragik ausklingenden Lebensjahre der tapferen Frau stehen – wie das ganze Buch – im Licht humorvoller Ziselierungen. In der Tat erscheint besonders reizvoll der leichte, stimmungsvolle, gleichwohl prägnante Stil, den Dallmann für seinen breit angelegten Roman findet. Gerade in der (nur vordergründig) so robusten, mehr eigentlich still poetischen Sprache des norddeutschen Landes liegt die ganze Seele der Menschen: Grobheiten werden gemildert, todernste Aussagen durch sie entmachtet, bleiben wohl ernst und lassen doch unter Tränen schmunzeln.