Die Berge sind mir fremd
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Der Spycher: Literaturpreis Leuk wagt in der Landschaft der Literaturpreise etwas Einzigartiges: Er verpflichtet hochrangige Autoren mit einem Ort, indem ihnen ein fünf Jahre andauerndes Heimrecht im Walliser Ort Leuk gewährt wird. Ausgehend von einer Definition des Mittelwallis, das als 'transitorische Sehnsuchtslandschaft' bezeichnet wird und dessen Einzigartigkeit in seiner Schwellenfunktion zwischen Sprachen, Kulturen und geographischen Polen begründet ist, verweilen Autoren in Leuk, aus deren Werk und Arbeitsweise analoge Grenzbereiche zu lesen sind. Jährlich wird der Preis an zwei Autoren verliehen, so dass mit andauernder Wirkung des Preises eine Gruppe von Literaten entsteht, die aus Interesse diese Region besuchen. Den im ersten Band versammelten Texten der neuen, von Thomas Hettche herausgegebenen 'Edition Spycher' merkt man die Lust an, sich unbekanntes Terrain erfinderisch-erzählerisch anzueignen. Sie ist in der Vorwegnahme Marcel Beyers spürbar, der das Wallis, bevor er das erste Mal hier war, als Sprach-Raum entwirft, und in der Erzählung Martin Mosebachs, der einen realen Ort mitsamt seinem Blick in den Kokon der Erfindung spinnt. Daniel de Roulets Essay nähert sich diesem Ort aus der diametral entgegengesetzten Richtung wie Thomas Hettches Naturbilder, beides konterkariert durch die britische Gelassenheit, mit der Lavinia Greenlaw auf die Berge schaut, und die antikische Gesetztheit von Durs Grünbein. So sind diese Texte in aller Verschiedenheit doch alle auch Protokoll der Auseinandersetzung mit einem bestimmten Ort, der hoch über dem Rotten thront, wie die Rhone hier noch heisst. 'Die Berge sind mir fremd', schreibt Felicitas Hoppe. Ein Satz, der gespannt sein lässt. Nichts ist so produktiv wie das Fremde.
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