Das rote Heft
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Das ‚rote Heft' ist das Notizbuch, in das eine Mutter einen langen Brief an ihre Kinder schreibt. Anfang der 1980er Jahre musste sie aus dem spanischen ins französische Baskenland fliehen und lebt seitdem in der Illegalität. Ihr Mann und ihre Kinder, damals drei und fünf Jahre alt, blieben zurück. Unter schwierigen Bedingungen, regelmäßig aber selten, besuchte sie ihre Familie. Doch eines Tages waren Mann und Kinder spurlos verschwunden. Sieben Jahre später erhält die Frau die Nachricht, ihre Familie lebe mit neuer Identität in Venezuela. Sie beauftragt Laura Garate, eine befreundete junge Anwältin, die Kinder aufzuspüren und ihnen das rote Heft zu geben, in das sie ihre Geschichte geschrieben hat – wie sie den Vater kennen lernte, wie die Kinder geboren wurden, über die gemeinsamen Jahre bis hin zu ihrer dramatischen Flucht. Sie erzählt von der Zeit nach Francos Tod, reflektiert die Motive ihres politischen Engagements, beschreibt Aufbruchstimmung und Repression, die Erfahrung der Schwangerschaft, die Liebe und das Auseinanderdriften des Paares. Die Protagonistin bleibt anonym. Sie wird durchgängig 'Mutter' genannt, wobei im baskischen Original 'Mutter' ungewöhnlicherweise groß geschrieben ist – so, als handele es sich um einen Namen. Der Roman beginnt mit der Ankunft Lauras in Caracas. Parallel zu ihrer Suche nach den Kindern liest sie selbst im roten Heft. So werden die Detektivgeschichte im Venezuela der erzählten Gegenwart und die Autobiographie der Mutter miteinander verwoben. Die Suche verändert Laura, konfrontiert sie mit einer gänzlich anderen Welt und wirft Fragen auf zu Mutterschaft und Frauenrolle. Der Roman behandelt auf packende Weise Themen in ihrer Ambivalenz. Er geht um das Spannungsfeld zwischen politischem Engagement und Elternschaft, zwischen Sicherheit und Risiko, um Ideale und was die Zeit aus ihnen macht. Wird es Laura gelingen, die Kinder zu finden? Und wenn ja – werden diese das rote Heft überhaupt lesen können? Die Mutter schrieb ihre Geschichte auf Baskisch. Es wird sich zeigen, ob das Euskara die Mutter und ihre Kinder über räumliche und zeitliche Entfernungen hinweg zu verbinden vermag. Über die Autorin: Arantxa Urretabizkaia, 1947 in Donostia geboren, lebt heute in Hondarribia. Sie gilt als eine der ersten engagierten baskischen Schriftstellerinnen in der Aufbruchszeit der 1970er und 1980er Jahre. Als wichtige Stimme ist die diplomierte Historikerin regelmäßig Gast in Talkshows und Diskussionsrunden zu politischen und sozialen Themen. 2001 erhielt sie den Rikardo Arregi Preis für ihre journalistische Tätigkeit. Zu ihrem poetischen Werk zählen San Pedro bezperaren ondokoak (1972, Die Folgen der Nacht vor San Pedro) und Maitasunaren magalean (1982, Im Schoß der Liebe). Ihre bekannteste Prosaveröffentlichung ist Zergatik Panpox (1979, Warum Panpox). Der Kurzroman provozierte seinerzeit, weil die Autorin eine alleinerziehende Mutter als Protagonistin wählte. Es folgten Drehbücher, weitere Romane wie Saturno (1987, Saturn) und Koaderno gorria (1998, Das rote Heft) sowie der Erzählband Aspaldian espero zaitudalako ez nago sekula bakarrik (1983, Da ich schon seit langem auf dich warte, bin ich nie einsam) und das Jugendbuch Aurten aldatuko da nire bizitza (1992, Dieses Jahr wird sich mein Leben ändern).