Das Pontifikalamt der Scheiterhaufen
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Anlässlich des 10. Todestages Kurt Klingers liegt hiermit eine Ausgabe seines lyrischen Werks vor, ein Werk, das im deutschsprachigen Raum nach 1945 einzigartig und dennoch beinahe in Vergessenheit geraten ist. Kurt Klinger (1928–2003) hat sich immer als Schriftsteller verstanden, der alle literarischen Formen, den Roman ausgenommen, anwendet. Die Hauptakzente liegen aber eindeutig in der Lyrik, die in mehreren Gedichtbänden veröffentlicht wurde, und in der Dramatik, die für Klinger Theaterarbeit im weitesten Sinn ist. Für ihn setzte sich das Monologische in der Lyrik zum Dialogischen in der Dramatik fort, indem ein Monolog dem anderen gegenüber gestellt wird. Das Zerbrechen der Sprache als symbolische Handlung war seine Sache nicht, sondern die herrschende Sprache als Sprache der Herrschenden bloßzulegen. Unermüdlich rieb er sich an den österreichischen Verhältnissen, verachtete die selbstgewählte Selbststilisierung „mit Kunst und Wissenschaft gutgemacht zu haben, was nicht nur andere verdarben.“ Unermüdlich arbeitete er sich an den engen katholischen Vorstellungen ab und pries kritisch Rom und Italien, dem seine Liebe gehörte. Er war Autor des Widerspruchs, der ein schützendes Dach so sehr herbeisehnte, wie er es fürchtete. Stets ahnte er, dass schützende Dächer so sehr behüten können, dass sie Gefängnissen ähneln.