Kirschenküsse und trauernde Asche
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'Kirschenküsse', das assoziiert Sommerfülle, unbeschwerte Heiterkeit des Lebens, Liebe und Hingabe, überwältigendes Naturerlebnis. Wie ein Maler erschafft Liggesmeyer in seinen Gedichten Sprach-Bilder, in die der Leser eintauchen kann, um genau diese Atmosphäre nachzuempfinden. Und leise klingt dabei an manchen Stellen an, dass dem Sommer als logische Konsequenz Herbst und Winter folgen – Fülle, Farbigkeit und Unbeschwertheit machen Platz für das Grau des Novembers, für leise Melancholie, für das Bewusstsein, dass nichts ewig währt und den daraus resultierenden Genuss des Augenblicks. Und ebenso wie im ersten Teil des Gedichtbandes ist der Titel des zweiten Teils symptomatisch: 'Asche' als Sinnbild für das natürliche Vergehen, für den Winter des Lebens, aber vor allem auch als Mahnung gegen das Vergessen, als Hinweis auf das dunkle Gesicht des Menschen, auf Kriegsgebaren und Holocaust und vor allem auf die Verantwortung jedes Einzelnen, denn '… Auschwitz lauert in uns allen'. Liggesmeyers Gedichte sind dabei keine Elegien und auch keine Anklagen, vielmehr berühren sie durch Bilder und Sprachklang und schaffen so Erkenntnis, dass die zunächst vielleicht befremdlich erscheinende Polarität des Titels eigentlich eine natürlich verwobene ist.