Das Buch vom Vergessen
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Manche bezeichnen Bernard Noël als „einen der großen lebenden französischen Schriftsteller, dem nur ein Buchstabe für den No(b)el-Preis fehlt“. Seine Bedeutung als wichtiger und vielseitiger Autor ist unbestritten. Er verfasste das bedeutende Werk Dictionnaire de la Commune, äußerte sich wiederholt zu aktuellen politischen Fragen, kritisierte Sarkozy ebenso wie die Regierung Hollande. Im Buch vom Vergessen, das Bernard Noël 1979 zu schreiben begann und 2012 in Frankreich veröffentlichte, geht es um die Frage, inwieweit das Vergessen und das Vergessene – und nicht die Erinnerungen – die Arbeit des Schriftstellers befruchten. Das Vergessen ist für Noël der Raum, der das Individuum übersteigt und es in einen größeren Kontext stellt – es ist das Bindeglied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Noël untersucht, inwieweit Menschen erst durch das Schreiben ihr Gedächtnis entlasten und damit offen sind für die Erfahrung, vergessen zu können. Noëls Sprache ist von großer Poesie, die Sätze sind kurz und prägnant, zugleich aber voll dunkler Bilder, bisweilen in der Form von Maximen, dann wieder als Fragestellungen formuliert, auf die es keine eindeutigen Antworten gibt. Es ist ein Ausloten, ein Umkreisen, ein Sich-Herantasten an grundlegende Fragen, die Dichter und Leser gleichermaßen interessieren. Bernard Noël geb. 1930 in Sainte-Geneviève-sur-Argence (Aveyron), Dichter, Romacier, Essayist und Kunsthistoriker, zählt zu den wichtigsten und vielseitigsten Schriftstellern in Frankrreich, erhielt 1992 den Grand Prix national de la poésie und 2010 den Prix Robert Ganzo. Margret Millischer geb. 1957, Studium der Romanistik und Kunstgeschichte sowie Übersetzen und Dolmetschen an der Universität Wien und der ESIT in Paris.