Die Parze sang oder: Was aber bleibt, das stiften die Dichter
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Dem zukünftigen Leser (und Betrachter) werden hier also wieder 54 auf ein menschliches Maß herabgestutzte Zeichnungen und Gedichte, die nicht länger als eine Buchseite sind, ans Herz gelegt, obwohl sie eher auf den Kopf als auf das Herz abzielen, und eher aus Gedanken, denn aus Herz, bestehen. Auf der Suche nach einem geeigneten Titel für diesen 3. Gedichtband erinnerte ich mich an ein Gedicht von Gottfried Benn, das unser Deutschlehrer am Ketteler-Kolleg in Mainz mit seiner schönen Handschrift an die graue Tafel schrieb, und in dem die lyrische Schlussinnovation, die mir bis heute nachklingt, lautet: „... ein neues Kreuz, ein neues Hochgerichte, doch eine Stätte ohne Blut und Strang – die Spindeln drehen still, die Parze sang.“ Als auf Nüchternheit eingeschworener moderner Mensch sollte man die Parzen, jene Zwischenwesen, die den Lebensfaden spinnen, weitergeben und schließlich kappen, vielleicht nicht bemühen. Aber mir schien damals und heute die mittlere Parze LACHESIS, die den Lebensfaden weitergibt, die liebenswerteste zu sein, denn der Dichter lässt sie singen!