Nächtliches Gespräch mit einem verachteten Menschen
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»Dürrenmatt ist ein Meister der sprachlichen Perspektive, er hat sie nicht zuletzt am Hörspiel ausgebildet. Was auf der Bühne ein Vortreten, ein Zurückweichen, ein gebärdenloses Wort, eine deklamierende Gebärde ist, das wird hier durch rein sprachliche Mittel ebenfalls erreicht. In Unternehmen der Wega wird die Auseinandersetzung zwischen West und Ost auf unserem Planeten ausgeweitet auf einen neuen möglichen Kriegsschauplatz: die Venus. Sie ist zur Strafkolonie der Erde geworden, der Westen stößt dorthin die Kommunisten, der Osten die Demokraten ab, neben dem üblichen Verbrechervolk selbstverständlich. In Stranitzky und der Nationalheld rückt das Staatsoberhaupt Baldur von Moeve infolge Erkrankung an Aussatz auf die Seite der Geachteten und Geschändeten. Einer von diesen, der an beiden Beinen amputierte Kriegsverletzte und ehemalige Fußballchampion Stranitzky, hält nun seine Stunde für gekommen. Die bisherigen Opfer der Politik werden regieren - denn zum Regieren braucht es ja schließlich keine Beine, wohl aber einen Kopf. Im Nächtlichen Gespräch ist Gespräch, ist menschliche Welt, die vor dem Absoluten zu bestehen vermag, ist Menschenwürde in aller Schlichtheit neu begründet. Das Nächtliche Gespräch ist eines der kürzesten Werke Dürrenmatts, wie sollte es anders sein! Was unmittelbar in den Mittelpunkt dringen soll, ist schmal und kurz wie ein Pfeil. Doch ist dieses kurze Gespräch nicht nur ganz allgemein ein Kurs für Zeitgenossen, sondern im besonderen eine Anleitung für Dürrenmatt-Leser, vielleicht sogar die Anleitung.« Elisabeth Brock-Sulzer