Wer lebt
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Ein Dichter, schreibt Paul Valery, hat nicht die Aufgabe, den dichterischen Zustand zu empfinden; dies ist eine Privatangelegenheit. Er hat die Aufgabe, ihn bei anderen zu schaffen. Man erkennt den Dichter an der einfachen Tatsache, daß er den Leser in einen 'Inspirierten' verwandelt. Und das Gedicht, das dies vermag, kommt nicht mit Pauken und Trompeten daher, kann nicht - es muß leise sein und dennoch eindringlich, still und dennoch intensiv. Es muß, im poetischen Sinne, wahr sein und damit einfach. Es muß Einfache Dinge sagen: Einerlei geh ich Zweierlei seh ich Dreierlei leb ich / Viererlei freut mich am Tage / Einerlei sag ich nicht/ Zweierlei trag ich nicht / Dreierlei hab ich nicht / Viererlei schreckt mich Zu Tode. Elisabeth Borchers, von der hier, nach vielen Jahren, wieder ein neuer Gedichtband vorliegt, hat die Gabe, die Valery beschreibt: mit wenigen Zeilen den dichterischen Zustand zu schaffen. In jedem ihrer Gedichte öffnet sich eine andere, eine neue Welt, in die man, von leichter Hand geführt, eintritt -staunend, erkennend. Das Schwere und das Schwerelose, das Schmerzliche und das Freudige. Das, was ist im Augenblick des Lebens.