Tagebuch
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Nur knapp neuneinhalb Jahre, von Anfang 1660 bis Ende Mai 1669, führte der englische Regierungsbeamte Samuel Pepys (1633-1703) sein persönliches Tagebuch. Dann beendete die Sorge um seine nachlassende Sehkraft die Arbeit an jenen Aufzeichnungen, die zu den originellsten historischen Augenzeugenberichten überhaupt gehören: Während Pepys seinen beruflichen Aufstieg ebenso akribisch festhielt wie körperliche Beschwerden, Ehe- und Familienkonflikte, während dem nahezu unbestechlichen und in Maßen sittenstrengen Beamten manch inoffizielles Goldstück und manch schöner Mund zulachte, begann in England die Restauration, kam es zum Krieg mit Holland, wurde London von der Pest und von einem verheerenden Großbrand heimgesucht. Und wenn Pepys nicht wegen Leibbeschwerden oder Erkältung im Bett lag, war er vor Ort.(.) Ob als historische Quelle oder als ergreifendes document humain - dieses lange in einer Bibliothek verborgene Werk gehört zu den Büchern, die unsterblich sind. Rheinischer MerkurDer Text - eine Auswahl in einer gebundenen Ausgabe von Reclam wieder aufgelegt - gehört zu den großen der Literatur ohne literarische Absichten. Freimütig, gelegentlich ironisch, offenbar genau, erkennt man dabei die Anfänge der Gewissenserforschung, einer moralischen Buchführung über die Seele, deren Bezähmung - erfrischend und erleichternd - nur schwer gelingt. Neue WestfälischeWenn es eine messerscharfe Innenansicht des Lebens eines höheren Angestellten im 17. Jahrhundert gibt, dann ist es das Tagebuch von Pepys. Es gibt nichts Besseres. Stuttgarter Zeitung