In einer Zeit, die von Grund auf in Bewegung geraten ist, am Beginn der Geschichte der Neuzeit, in den Jahren 1514 bis 1525, sehen wir die bestimmenden Figuren der Epoche beim Agieren, Plazieren und Plaziertwerden; Menschen im Netz der Macht. Es geht um die Verflechtungen von Kirchengeschichte, Politik und Wirtschaftsgeschichte zur Zeit der Reformation. Und: "Es geht um vier junge Leute. Einer davon heißt Luther, einer Münzer, die beiden anderen Karlstadt und Melanchthon. Es geht um die Einführung der Buchhaltung. Es geht um die erste große deutsche Revolution." Daß beides zusammenfällt, ist vielleicht kein Zufall. Seit seiner Uraufführung 1970 in Basel hat dieses große dokumentarische Theaterstück mehr als vierzig Inszenierungen in zehn Ländern erlebt. Als Lesestück hat es sich an Schulen und Universitäten einen festen Platz erobert. Sein Thema, Expansion der Macht um jeden Preis, zeigt Konstellationen auf, die sich modellhaft wiederholen.
Dieter Forte Books






Kaspar Hausers Tod am 17.12.1833 in Ansbach ist für Dieter Forte ein Beispiel für Tod durch politische Einflussnahme. Im Hinblick auf Hausers Ermordung ist das wörtlich zu verstehen. Aber nicht weniger konkret ist damit die Unterdrückung der freien Persönlichkeit durch Zensur und staatliche Überwachungspraxis gemeint – ein für unsere Zeit besonders aktuelles Thema. Forte erzählt nicht die Legende von Kaspar Hauser, sondern zeigt, wie sie entsteht: Diejenigen, die ihn unterrichteten, erkennen mit seinem Tod die Fragwürdigkeit ihrer Wertvorstellungen und flüchten angesichts der Parallelen zwischen seiner und ihrer eigenen Existenz in die Legendenbildung. Damit aber verdecken sie das Schicksal anderer junger Menschen, deren Leben durch politische Willkür vernichtet wird. Ergänzt wird Fortes Theaterstück durch einen dokumentarischen Anhang mit Texten und Fotografien zum Thema sowie einer Chronik der Jahre 1815 bis 1837.
Dieter Fortes grandioses Buch ist kein Roman, kein Sachbuch und kein Essay, aber vielleicht alles zusammen: Eine poetische Geschichte der Bilder und Bücher, des Lesens und Schreibens, des menschlichen Miteinanders im Lauf der Jahrhunderte. Das alles vor dem Hintergrund der alten europäischen Kulturstadt Basel, in der Dieter Forte seit vier Jahrzehnten lebt – eine Stadt der Künstler und Denker, der Drucker, Kupferstecher und Alchimisten, der Kaufleute und Bankiers, der Wissenschaftler und Narren. Sie kommen aus der Tiefe der Vergangenheit, verweilen vor dem Auge des Lesers, verwickeln ihn in ein Gespräch der großen Fragen und Antworten: Was ist der Mensch? Was macht er mit seiner Zeit – und was die Zeit mit ihm?
In einer Zeit, die von Grund auf in Bewegung geraten ist, am Beginn der Geschichte der Neuzeit, in den Jahren 1514 bis 1525, sehen wir die bestimmenden Figuren der Epoche beim Agieren, Plazieren und Plaziertwerden; Menschen im Netz der Macht. Es geht um die Verflechtungen von Kirchengeschichte, Politik und Wirtschaftsgeschichte zur Zeit der Reformation. Und: "Es geht um vier junge Leute. Einer davon heißt Luther, einer Münzer, die beiden anderen Karlstadt und Melanchthon. Es geht um die Einführung der Buchhaltung. Es geht um die erste große deutsche Revolution." Daß beides zusammenfällt, ist vielleicht kein Zufall. Seit seiner Uraufführung 1970 in Basel hat dieses große dokumentarische Theaterstück mehr als vierzig Inszenierungen in zehn Ländern erlebt. Als Lesestück hat es sich an Schulen und Universitäten einen festen Platz erobert. Sein Thema, Expansion der Macht um jeden Preis, zeigt Konstellationen auf, die sich modellhaft wiederholen.
Der Roman einer Höllenfahrt. Der Junge durchlebt den Terror der Nazis, die Kriegsjahre und die Bombennächte, die seine Welt in Trümmer legen. Anfangs fühlt er sich in seiner Familie noch geschützt vor dem Druck der Diktatur. Doch binnen weniger Monate verwandeln die Luftangriffe sein Leben in einen Alptraum voller Zerstörung und Tod. Vor seinen Augen zerfallen Häuser und Straßen zu Schutt, gehen Menschen in Flammen auf oder werden in Fetzen gerissen. Forte zeigt, wie ein Kind den Krieg erlebt. Doch vergißt er über dem Elend nicht Zusammenhalt und Überlebenswillen, die aus der nackten Not erwachsen. So ist dieses Buch, daß die Gräuel des Krieges sprachgewaltig beschwört, zugleich ein anrührender Familienroman.
Ein Schriftsteller geht durch eine alte Bibliothek. Er will mehr wissen über die Anfänge des Menschen, über seinen Eintritt in die Welt und die Zeit. Wie war sein Weg von den frühen Höhlenmalereien bis zu den ersten Schriftzeichen? Wann entstanden die ersten Geschichten und aus den Geschichten die Erinnerung und aus der Erinnerung die Vergangenheit? Und wie sahen die ersten Städte aus, wie das fünftausend Jahre alte Uruk, das schon Bibliotheken aus Tontafeln kannte? Dieter Fortes Buch steht am Ende eines lebenslangen Nachdenkens über den Menschen. Wo kommt er her? Was macht ihn aus? Was kann er wirklich über die Welt wissen? Es ist eine bewegende Beschwörung der Sprache, unserer größten Errungenschaft. Wenn wir sie verlieren, verlieren wir die Welt.
Das Haus auf meinen Schultern
- 864 pages
- 31 hours of reading
In der gefeierten Romantrilogie „Das Haus auf meinen Schultern“ entfaltet Dieter Forte ein Familienepos, das in den Ruinen unseres Jahrhunderts seinen Fluchtpunkt findet. Mit Umsicht und nicht ohne Humor verknüpft er die Geschichte der Seidenweber Fontana aus Italien und der Bergleute Lukacz aus Polen und beweist eindringlich, dass sich Erinnerung nur durch Erzählen retten läßt.
Im Sommer 1945 fällt der Blick eines zehnjährigen Jungen aus einem Kellerloch auf die deutsche Großstadt, in der er aufgewachsen ist. Vor ihm breitet sich ein riesiges Trümmermeer aus, eine vom Bombenhagel zerrissene und bis in die Fundamente aufgesprengte Steinwüste. In dieser Ruinenlandschaft vegetieren die Menschen unter elendsten Umständen dahin, körperlich und seelisch zerbrochen. Mit illusionslosem Blick registriert der Junge die Folgen der totalen Zerstörung um ihn und die hilflosen Versuche der Erwachsenen, sich aus dem Chaos in eine neue Ordnung zurückzutasten. Er hört den Veteranen zu, die unentwegt und tief verstört von ihren Fronterlebnissen berichten müssen, er verfolgt den Totengräber, der allmorgendlich mit seinem Handkarren zum Friedhof zieht, er beobachtet die Straßenbanden, die nach dem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung die Macht an sich gerissen haben. Dieter Fortes Erinnerungsroman über die Nachkriegsjahre zwischen 1945 und 1948 ist unerbittlich. Er hat wenig übrig für den hemdsärmligen Optimismus, der die Versehrungen der Vergangenheit hinter dem Eifer des Wiederaufbaus verschwinden lassen möchte. Sein Buch liest sich wie das Libretto zu einem Totentanz von apokalyptischem Ausmaß. Mit dem in sich abgeschlossenen Roman In der Erinnerung vollendet Forte seine Romantrilogie, die er 1992 mit Das Muster begann und 1995 mit Der Junge mit den blutigen Schuhen fortsetzte.
Der bisher als Dramatiker erfolgreiche Dieter Forte legt seinen ersten Roman vor. Er erzählt die Geschichte zweier Familien, schildert ihren Kampf ums Überleben in Zeiten großer politischer Umwälzungen. Da sind die aus Italien stammenden Fontanas, die in ihrer Heimat seit der Renaissance die Kunst des Seidenwebens betrieben. Sie wurden gezwungen, ihr Land zu verlassen und ließen sich schließlich im rheinischen Düsseldorf nieder. Dort kreuzten sich ihre Wege mit denen der polnischen Bergarbeiterfamilie Lukacz. Hunger und Elend hatten jene um die Jahrhundertwende ins industriell aufblühende Ruhrgebiet getrieben.
Deutschland in den fünfziger Jahren: Ein junger Mann reist mit Zug und Schiff in ein Sanatorium auf einer entlegenen Nordseeinsel. Er ist lungenkrank, jeder Tag kann der letzte seines Lebens sein. Während das Land sich hoffnungsvoll und blind für die Vergangenheit dem Wiederaufbau und Wirtschaftswunder hingibt, scheint in der zauberbergartigen Isolation der Heilanstalt die Zeit stillzustehen.Umgeben von den steten Naturgewalten des Meeres und des Windes, geht es für die Bewohner des Sanatoriums »auf der anderen Seite der Welt« nur noch um Leben und Tod – und um ein erinnerndes Erzählen, das nicht enden darf: Ineinanderverwobene Erinnerungen an vergessene Schicksale und an eine ferne Welt von neuen Aufsteigern und alten Opportunisten, Glückrittern, Außenseitern und »Originalen«, die ihre Lebensnischen suchen.Mit diesem ungeheuren Roman erschafft Forte einen erzählerischen Kosmos, der in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ohne Gleiches ist. Mit überwältigender Sprachmächtigkeit, mit Scharfblick, grimmigem Humor und zutiefst humanistischem Impetus malt Forte das detailreiche, vielfarbige und umfassende Panorama der deutschen Nachkriegsgesellschaft - ein Triumph des Erzählens und der Erinnerung.



