Die COVID-19-Pandemie wird von Heiner Mühlmann als Realexperiment zur kulturellen Läsionsforschung interpretiert. Er argumentiert, dass der Fokus auf das Individuum in der Analyse kultureller Phänomene unzureichend ist, da Kulturen in ihrer Struktur oft tribal organisiert sind, selbst in individualistischen Gesellschaften. Mühlmann zieht Parallelen zur Hirnforschung, um zu verdeutlichen, wie kulturelle Dynamiken und deren Auswirkungen auf das Individuum besser verstanden werden können.
Heiner Mühlmann Books






"Evolutionstheoretische Theologie" - so lautet der zentrale Begriff und gleichzeitig das Leitmotiv des neuen Buches von Heiner Mühlmann. Religionsgeschichte wird hier als Evolutionsprozess gedacht, der drei zentralen Steuerungskräften unterliegt: Variation - Selektion - Reproduktion. Variationen von Religionen und mit ihnen Variationen von Göttern evolvieren. Weil aber Variationen immer unter Selektionsdruck stehen, müssen die Götter untereinander konkurrieren. So wird aus einer evolutionstheoretischen Theologie eine polytheistische Theologie. Was evolviert, hat ein materielles Substrat. Da die materiellen Substrate der Götter die biologischen Gedächtnissysteme der Menschen sind, müssen folglich die Götter gedächtnistauglich sein, um in der Evolution zu überleben; Gedächtnistauglichkeit ist die Anpassungsfähigkeit der Götter. Die Evolutionstheorie der Götter ist somit in Wirklichkeit eine neurowissenschaftliche Studie zum Thema "kulturelle Gedächtnisforschung". Ziel ist weniger eine Kritik des Christentums als vielmehr eine Hommage an seine Durchsetzungskraft.
Die Waffen des Landkriegs waren Kanonen und Bomben. Die Waffen des Weltwirtschaftskriegs sind CDS-Verträge und OTC-Geschäfte. Credit-default-swaps (CDS) versichern unvorhersehbare Zufallsrisiken bei der Vergabe von Krediten, und zwar nach dem Motto: Je höher das Risiko, desto größer der Zufall, desto höher der Gewinn, desto wichtiger, rechtzeitig auszusteigen, desto größer der Schaden für die Anderen. Over-the- Counter-Geschäfte (OTC) verabschieden sich völlig von den Börsen und finden nur noch kriegstaktisch zwischen den Finanzmarktteilnehmern selbst statt. Der CDS-Handel erzeugt eine Zerstörung, bei der es ausschließlich darauf ankommt, selbst nicht in der Nähe zu sein. Heiner Mühlmanns Buch verdankt solchem geldwirtschaftlichen Kriegshandwerk sein Leitmotiv. Es heißt »Tychetechnik«. Ein Neologismus, der Techniken beschreibt, die mit dem Werkstoff »Zufall« (gr. tyche) arbeiten. Kriegsstrategien dieser Art sind freilich nur kurzfristig kontrollierbar und erzeugen danach unkontrollierbares Zufallschaos. Europa war im Mittelalter eine einheitliche Kultur, spaltete sich danach in Nationalstaaten auf, erfand das Kriegsrecht, machte damit Krieg im Innenraum seiner einst einheitlichen Kultur zum Normalfall und versucht jetzt, in Zeiten eines wütenden Weltwirtschaftskriegs, mit hilflosen Mitteln zu seiner Einheit zurück zu finden. Aber die internationalen und global operierenden Finanzmärkte sind nicht mehr zu bannen.
Darwin - Kalter Krieg - Weltwirtschaftskrieg
Das Aussterben des amerikanischen imperium
- 89 pages
- 4 hours of reading
Die Darwin’sche Theorie ist ein Beschreibungsmodell, das unsere Augen für neue Erkenntnisse öffnet. Das gilt nicht nur für die Evolutionsbiologie und für die Genetik. Auch in der kulturellen Evolution erkennen wir Zusammenhänge, die wir ohne Darwins Modell übersehen hätten. Wir entdecken beispielsweise einen Beziehungsstrang, der von den Weltkriegen über den Kalten Krieg bis zum Immobilien-Crash in den USA und bis zur globalen Finanzkrise führt. In den undurchschaubaren Nebeln der Weltwirtschaftskrise wird ein monsterartiger Mutant des Krieges sichtbar: der Weltwirtschaftskrieg. Kriege hinterlassen unauslöschbare Spuren in der kulturellen Evolution. Eine Folge des Kalten Krieges ist die Weltwirtschaftskrise. Hinter ihr verbirgt sich ein Weltwirtschaftskrieg.
Countdown
- 106 pages
- 4 hours of reading
Jede Generation bringt Künstler zum Vorschein. Jedem Meister folgen Schüler. Doch aus der Vielzahl talentierter und weniger talentierter Personen wird nur ein Bruchteil wahrgenommen. Noch weniger Künstler erringen eine generationsübergreifende Bedeutung. Was entscheidet über Erfolg und Misserfolg in der Kunst? Wer oder was steuert diese Selektion? Dass in der modernen Kunst durchaus andere Kräfte als das Genie wirken, zeigt der Band anschaulich am Objekt und dessen Konfrontation mit evolutionären Entwicklungsmustern. Vom Detail ausgehend wird dabei eine drei Generationen umspannende Entwicklung nachgezeichnet, die nicht weniger als die gesamte Moderne in Frage stellt. Einen Milliarden schweren Kunstmarkt als hoch spezialisiertes Nischenphänomen zu betrachten, erscheint gewagt, aber was sind 50 Millionen britische Pfund für einen diamantbesetzten Totenschädel im Vergleich zu 3000 Jahren westlicher Kulturgeschichte? Stoff für Diskussionen wird hiermit geliefert.
Maximal stress cooperation
- 84 pages
- 3 hours of reading
Der Stoff, aus dem die Kulturen sind? Die Beschwörungsformel für kulturellen Erfolg und kulturelles Desaster? Oder eine systemtheoretische Methode für die Erklärung der kulturellen Evolution? MSC beschreibt den Stress, der Populationen heimsucht, wenn sie sich gegen imaginäre und reale Feinde wehren. MSC beschreibt das Glücksgefühl, das Populationen empfinden, wenn sie glauben, noch einmal davon gekommen zu sein. MSC beschreibt auch das Genie, mit dem Populationen ihre Welten bauen.
Was wir heute Kunst nennen, stammt von ästhetischen Vorgängern der Antike und der Renaissance ab. Diese ästhetischen Vorgänger gehorchten einem Bewertungssystem, das seine Eichung aus dem Krieg bezog. Das Bewertungssystem der Vormoderne hat den Namen decorum. Während des 19. Jahrhunderts ist das Wissen um das Bewertungssystem decorum verlorengegangen. Bazon Brock spürt in seiner ästhetischen Theorie auch für die Moderne die alte Verkettung von Kunst und Krieg auf. Heiner Mühlmann stellt in diesem Band die Beziehungen von decorum-Ästhetik und der Brockschen Ästhetik vor. So entsteht eine Verbindung zwischen den Positionen der Renaissance und den Arbeiten von Bazon Brock zur Ästhetik unserer Gegenwart.
Die Natur der Kulturen
- 152 pages
- 6 hours of reading
"Die neue Reihe im Springer-Verlag wird mit einem Paukenschlag eröffnet. Eine kraftvolle These, eine klare, durchsichtige Sprache, beschränkt auf 150 Seiten, ein brennendes Thema. Kultur ist nicht nur Kunstverein, Rilkegedichte, Streichquartett und Schachabend. Kultur ist auch und mehr noch Kriminalität, Fremdenfeindlichkeit, Bürgerkriege, Fundamentalismus; alles meßbare Symptome von Anpassungsschwierigkeiten. Sie fußen auf Streß und Kooperationsunfähigkeit der Teilnehmer. Kultur ist, so Mühlmanns leitende soziobiologische These, Ergebnis des Zusammenwirkens von Streß und Kooperationsfähigkeit. Westliche Hochkulturen entspringen der maximalen Streß-Kooperationsfähigkeit (MCS). Daraus resultiert freilich ein Kulturbegriff, der länger kaum geistig heißen kann.” Südwestfunk.