Extrakt. Forum stadtpark literatur 2010-2012
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oder warum
Das Standardwerk zur Beackerung der steirischen Kulturlandschaft
Max Höfler erzählt die Historie literarischer Avantgarden von Futurismus, Dada und Wiener Gruppe bis zur Gegenwart als die Geschichte eines Kulturkampfs, der zwischen Traktoristen und Verfechtern der Gartenkralle ausgetragen wird. Gerade in der jüngeren Vergangenheit der Steiermark, wo bis in die 1960er Jahre „Schrebergartenkraller“ und ehemalige „Traktorverbrenner“ den offiziösen Literaturbetrieb dominierten und sich durch den „Kfz- Betrieb Stadtpark“ vergleichsweise spät avantgardistische Kunst durchzusetzen begann, findet Höfler Faktenmaterial, aus dem sich ein wahres Pointenfeuerwerk zünden lässt. Dass heute grelle Kulturspektakel die Leistungen von einstmals international beachteten „Traktoristen“ – gemeint sind die AutorInnen der „Grazer Gruppe“ – überstrahlen, ist eine der zahlreichen profunden Einsichten, die in diesem „Standardwerk der Traktologie“ ausgesprochen werden. Höfler entwickelt aus raffiniert umgebauten Ersatzteilen aus Polit- und Schlagzeilendeutsch, Didaktik und Halbstarken-Slang ein schrilles und knatterndes Kunstidiom, das die Eingemeindung der Avantgarde durch das Establishment sprachsatirisch ad absurdum führt. Ein literarischer Kraftakt zur Beackerung eines Feldes, das zunehmend von Biedersinn und rechter Verblendung überwuchert zu werden droht.
Als ein von der ersten bis zur letzten Seite durchrhythmisierter, interpunktionsloser Riesen-Satz mäandert Max Höflers „wies is is“ thematisch und motivisch entlang der Brüche restriktiver Ordnungen durch den globalen Raum. Mannigfaltige (zumeist grausame) Erscheinungen menschlichen Verhaltens werden als Pandämonium zeitgenössischer Zynismen vorgeführt. In einer Atmosphäre diffuser Ängste stellt ein undezidiertes „Wir“ seine Niedertracht und Sensationsgeilheit zur Schau; zu deren Inszenierung lässt der Autor eine geradezu handgreifliche Sprache vom Zaum. Ob diese nun durchsetzt ist von Halbstarkenslang, Stammtischrede oder Bürokratendeutsch: stets äußert sich in der repetitiven Abwandlung des Gleichen ein ubiquitäres Gefuchtel um Aufmerk- samkeit und Macht. Der Untertitel des Buchs verweist auf die italienische Exploitationsdokumentation Mondo Cane aus dem Jahre 1962, deren pseudoethnologischen, voyeuristischen Herangehensweise Höfler durchaus folgt, diese jedoch fortwährend dekuvriert, indem er die Darstellung ins völlig Unangemessene kippen lässt. In „wies is is“ paaren sich aufs Gelungenste experimentelle Schreibweisen und sprühende Sprachsatire mit bizarrem Humor à la Monty Python zu einer furiosen kynischen Revue.