Wir gehen zum Gottlieb
Die Gottlieb-Lebensmittelmärkte 1871 bis 1992. 121 Jahre Einkaufsgeschichte im Südwesten






Die Gottlieb-Lebensmittelmärkte 1871 bis 1992. 121 Jahre Einkaufsgeschichte im Südwesten
Zu schön, es auszugeben
Johannes Weidenmüller - Werbewissenschaftler und Agenturgründer
Art Director, Briefing, Impact, Teaser.#Die Spreche in unseren Werbeagenturen strotzt vor Anglizismen. Und breitet sich von dort in den Alltag aus. Wie sehr jedoch gerade diese Branche ihre Wurzeln vergessen hat, zeigt der Fall des „werbwarts“ Johannes Weidenmüller (1881-1936). Schon 1908 hatte er in Leipzig die erste deutsche Werbeagentur gegründet – seine „Werkstatt für neue deutsche Wortkunst“. Und zugleich mit einer Gründlichkeit wie kein anderer alle Facetten von Werbung durchdacht – soziologisch, psychologisch, alltagskulturell und kommunikationsstrategisch. Seine „anbietlehre“ von 1926 demonstriert, dass selbst der so unverzichtbar erscheinende Begriff Marketing nicht mehr ist als ein neuer Name für eine längst entwickelte Beeinflussungstechnik. Mit zahlreichen Bildern, teils farbig.
Es erscheint kaum mehr vorstellbar: ein Lyrikband, der gut unterhält und auch noch Wissen vermittelt! Dieser tut es, getreu der längst in Vergessenheit geratenen antiken Maxime prodesse et delectare („belehren und unterhalten“). Und er tut es auf ungewöhnliche Weise – mithilfe der poetischen Urform des Sonetts. Das Erstaunlichste daran: Kein Thema, das es nicht erreichte, keine Tonlage, die es nicht träfe, kein Experiment, das es sich versagen müsste. Das funktioniert deshalb, weil der Gedichttyp hier nicht als überkommenes Reimsystem gehandhabt wird, sondern als kybernetisch arbeitendes Erkenntnisinstrument. Ob als Denkfigur oder Geschichtslehrer, als Marketingexperte, Kunsterzieher oder Beziehungs-Supervisor – das Sonett kann die Rolle eines Reporters oder einer Gebrauchsanweisung mit derselben Mühelosigkeit annehmen wie es zur Satire auf Politiker-Rhetorik oder ein Philosophie-Examen wird. Das macht Texte auf ein Panzermodell oder einen Tropfenfänger ebenso möglich wie auf den „deutschen Salzhering“ oder die „Chiquita-Banane“. 40 Jahre sonettischer Schreibpraxis finden Ergänzung und Erhellung in raffinierten Grafiken. Ein Gedicht zu lesen wird so immer auch zum visuellen Erlebnis. Der Formkörper, konsequent als Phänomen materieller Alltagskultur verstanden und genutzt, entfaltet so ganz verblüffende Wirkungen. Und für alle, die mehr über Geschichte, Architektur und Potenzial des Sonetts wissen oder sich selbst an ihm versuchen wollen: Eine fundierte „Betriebsanleitung“ führt in Kompositionsgesetze und Handhabung ein. Eine neue Sonett-Epoche hat begonnen.
Als die Werbung noch laufen lernte: Die Studie fuhrt an die Anfange der wissenschaftlichen Werbeforschung in den 1920er-Jahren. In der Publikation geht es erstens um das Portrat eines der fruhesten deutschen Werbeberater, der als Vater der Kukirol-Reklame weit mehr als nur ihr Texter war, sondern auch ihr Stratege: Johannes Iversen (1865-1941); zweitens um die Darstellung der Kampagne mitsamt ihrer Wort- und Bildbotschaften sowie der Werbefigur des Doktor Unblutig zwischen 1923 und 1929; drittens um die Reklame" als dem Oberbegriff fur einen spezifischen und zudem zeitabhangigen Massenkommunikationsstil - im Gegensatz zu unserem heute gelaufigen Terminus Werbung." Kurz und pragnant dargestellt: Ein wichtiges Stuck deutscher Werbegeschichte."
Die politischen Kulturen des Rauchens in der Zeit des Ersten Weltkriegs
„Haben das Päckchen erhalten. Jetzt können wir wieder flott wegrauchen und den Russen dabei mächtig eins aufbrennen“ (Feldpostkarte, Juni 1915). Solche Parolen verdeutlichen die alltägliche Bedeutung des Rauchens im Ersten Weltkrieg. Anders als heute war die Zigarette vor hundert Jahren ein aufstrebender Markenartikel, der für die Moderne stand. Um 1900 wurde sie gesellschaftsfähig und durch maschinelle Herstellung für viele erschwinglich. 1910 gab es im Deutschen Reich fast 8.000 Sorten, die durch Werbung und Verpackungen Mythen beschworen und politische Botschaften transportierten. Nationalistische Töne drängten sich vor dem Krieg in den Marken auf: „Gibson Girl“ wurde zu „Wimpel“, „Dandy“ zu „Dalli“ und „Gil d’Or“ zu „General Goeben“. Im Krieg wandelte sich die Zigarette vom Genuss- zum Überlebensmittel und wurde in Schützengräben und Lazaretten zum Trostspender und zur Währung. Sie stiftete Gemeinschaft, selbst mit Feinden, und war für viele eine Brücke zur Heimat und ein Zeichen für den Frieden. In dieser Zeit wurden auch Frauen als Konsumentinnen wahrgenommen. Der BMBF-Forschungsverbund „PolitCIGs“ untersucht die Kulturen des Rauchens und des Politischen an den verschiedenen „Zigaretten-Fronten“ des Ersten Weltkriegs: Wie veränderten sich das Rauchen und die Zigaretten selbst? Welche politischen Botschaften verbanden sich damit? Was war das Besondere an der Zigarette und ihrem Aufschwung nach dem Krieg?
Das Buch beleuchtet die Rolle des Vereins „Die Waage“ in den 50er und 60er Jahren, der die soziale Marktwirtschaft als Konzept für die deutsche Bevölkerung popularisierte. Anhand von Anzeigen und Figuren wie Fritz und Otto wird der Public-Relations-Prozess dargestellt, der zur Verbreitung des Wohlstands in der Bundesrepublik beitrug.