Gegen die Feindschaft. Ein Übungsbuch
Hans Keilsons ,Der Tod des Widersachers’



Hans Keilsons ,Der Tod des Widersachers’
Hans Keilsons Der Tod des Widersachers (1959) ist ein Roman von bestürzender Aktualität. Das Buch ist ästhetisch fesselnd. Der grundlegende Konflikt, die dramatischen Spannungseffekte lassen den Leser nicht los. Sie wirken weiter in der Imagination. In den Jahren 1921–1945 weist der jüdische Protagonist die in der Luft liegende Besessenheit »Hie Freund – da Feind« zurück, obwohl der Widersacher kein Geringerer als Adolf Hitler ist. Er ist überzeugt, dass sein »Weg zu ihm und durch ihn hindurch zugleich der Weg« zu sich selbst sei. Unter den denkbar schlechtesten geschichtlichen Verhältnissen unterzieht er das Notrecht von Feindschaft und Gewalt einer gründlichen Prüfung. Was dem keilsonschen Helden dabei vorschwebt ist, die Leser in einen inneren Vorkrieg zu verwickeln: Mögen sie sich entscheiden, auf je eigene Weise »gute Widersacher« zu sein, die Feindschaft und Hass in sich bis auf den »Urgrund« verwandeln. Dass dieses Vorgehen der Übung bedarf, steht außer Frage – wie die Weltlage »immer wieder« bekundet. An die Verfügungen von Keilsons Hauptgestalt knüpft dieses Übungsbuch dediziert an.
Ein preußischer Offizier in Venedig
Die vorliegende Studie von Simonetta Sanna legt eine spannende Psychotopografie Venedigs aus dem Blickwinkel des preußischen Offiziers Otto Ferdinand Dubislav von Pirch (1799–1832) vor. Als Topograf und Verfasser von Reisebeschreibungen widmete er sich der Lagunenstadt mit »der ganzen Seele voll Aufmerksamkeit«. Er lässt die Leserinnen und Leser an der reichen Palette seiner Sinneswahrnehmungen teilhaben, so intensiv, dass das fremde Ambiente zu vollem Leben zu erwachen scheint. Auch zukunftsweisende ethische und ästhetische Zusammenhänge fing er ein, Bilder, die in der Imagination bis heute fortwirken. Mit Caragoli (1832–1834) hat Otto von Pirch ein originelles Kapitel in der langen Geschichte der Venedig-Darstellungen geschrieben.