Dieter R. Bauer Books






Heilige - Liturgie - Raum
- 293 pages
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Religion ist wesentlich durch das Heilige bestimmt. Es manifestiert sich im heiligen Raum, der abgegrenzt ist gegenüber der äußeren Welt, tritt aber auch zu bestimmten Zeiten, in speziellen Handlungen und nicht zuletzt in besonders ausgezeichneten Menschen in Erscheinung. Im Christentum geht die Heiligkeit allein von Gott aus, so dass zunächst nur Menschen geheiligt werden können. Schon früh werden heilige „Heroen“ aus der christlichen Gemeinde herausgehoben: Märtyrer und andere Glaubenszeugen genießen kultische Verehrung und werden zu Mittlergestalten des Heiligen. Heiligenverehrung geht ein in die Liturgie und vollzieht sich im abgegrenzten Kultraum, findet aber auch im profanen Bereich statt. Im europäischen Mittelalter stehen Heilige, Liturgie und Raum daher in enger Beziehung zueinander. Dieser Sinnzusammenhang stand im Zentrum einer Tagung des Arbeitskreises für Hagiographische Fragen. Deren Beiträger untersuchen hier in drei thematischen Abschnitten erstens verschiedene Gattungen von Schriften und deren Nutzungskontexte, zweitens Kirchenräume und die dort stattfindende liturgische Praxis sowie drittens die Sakralisierung profaner Räume.
Patriotische Heilige
Beiträge zur Konstruktion religiöser und politischer Identitäten in der Vormoderne
Vom Mittelalter bis in die Neuzeit fungierten Heilige als Schlachtenhelfer, Landespatrone, Stadtheilige und allgemeine Fürsprecher. Auf den ersten Blick scheint das Thema „Heiligkeit und patriotische Gesinnung“ auch von der Forschung breit erschlossen zu sein. Jedoch verlieren bei konsequenter Historisierung und Kontextualisierung selbst prominente Heilige ihren zeitlosen Glanz. Dieser Sammelband geht der Frage auf den Grund, inwiefern patriotische Heilige unterschiedlicher Vergesellschaftung und historischem Wandel unterliegen und inwiefern die Intensitäten und Intentionen der Heiligenverehrung sich je nach Zeit und Rezipientenkreis unterscheiden. Von Ägypten bis nach Mexiko, von der Spätantike bis ins 20. Jahrhundert wird das Wirken patriotischer Heiliger anhand von vierzehn konkreten Beispielen unter die Lupe genommen. Aus dem Inhalt Vorwort Länder und Regionen Gabriela Signori: Patriotische Heilige? Begriffe, Probleme und Traditionen Gabor Tüskés / Éva Knapp: König Stephan der Heilige, Patron von Ungarn Cordula Scholz: Demetrios von Thessalonike. Ein byzantinischer Heiliger im Wandel der Zeiten Klaus Herbers: Patriotische Heilige in Spanien vom 8.–10. Jahrhundert Uta Kleine: Patronus oder Patriota? Heilige Thaumaturgen und ländliches Raumgefüge im Rheinland (11.–13. Jahrhundert) Véronique Souche-Hazebrouck: Patriotic saints or patriotic hagiography in Brabant at the end of the Middle Ages? Achim Thomas Hack: Heiligenkult im frühen Hussitismus. Eine Skizze Heike Behlmer: Patriotische Heilige in Ägypten – Wunsch oder Wirklichkeit Städte Christoph Dartmann: Der Stadtpatron in der kollektiven Identität des frühkommunalen Italiens: Mailand und Florenz Kristin Böse: Neue Heilige in toskanischen Kommunen. Die Inszenierung von Stadtheiligkeit in Bildviten des 15. Jahrhunderts Thomas Maissen: Die Stadtpatrone Felix und Regula. Das Fortleben einer Thebäerlegende im reformierten Zürich Matthias Kloft / Felicitas Schmieder: Hi sunt vigiles qui custodiunt civitatem. Die Frankfurter Heiligentopographie zwischen Kirche, Bürgerschaft und Rat Klaus Schreiner: Schutzherrin und Schirmfrau Maria. Marienverehrung als Quelle politischer Identitätsbildung in Städten und Ländern des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit Silke Hensel: Von der „Eroberin“ zur Nationalheiligen: Die Virgen de Guadalupe in Mexiko Rückgriffe und Neubestimmungen Christine Schmitt: Von Baden nach Europa. Der Kult des seligen Bernhard von Baden zwischen Lokalpatriotismus und versuchter Internationalisierung im 19. und 20. Jahrhundert Linda Maria Koldau: Apostel der Deutschen. Bonifatius-Oratorien als Spiegel einer patriotischen Bonifatiusverehrung im 19. Jahrhundert
Franziskus von Assisi (um 1181–1226) gehört zu den großen Gestalten der europäischen Religionsgeschichte. Seine Bedeutung reicht weit über die eines Ordensstifters und Heiligen der katholischen Kirche hinaus. Sinn und Verbindlichkeit des von ihm verkündeten Lebensideals waren bereits zu seinen Lebzeiten heftig umstritten. Die nicht weniger kontroverse wissenschaftliche Erforschung seines Lebens und seiner Wirkung begann vor einem Jahrhundert mit den Werken der Protestanten Paul Sabatier und Henry Thode. In den vergangenen Jahrzehnten führte vor allem die in den franziskanischen Orden angesiedelte Forschung zu beachtlichen Ergebnissen. Das wachsende Interesse an Franziskus in den Geschichts- und Kulturwissenschaften erbrachte in jüngster Zeit neue Erkenntnisse, insbesondere über die mittelalterlichen Quellen zu seinem Leben und über seine religiösen Vorstellungen. Der vorliegende Band enthält Beiträge, die eine kritische Sichtung der neueren Forschung leisten und Impulse für die weitere wissenschaftliche wie überhaupt für jede nachdenkende Beschäftigung mit Franziskus und dem frühen Franziskanertum geben.
Unter Beobachtung der heiligen Regel
Zisterziensische Spiritualität und Kultur im baden-württembergischen Franken
Inhalt: D. R. Bauer: Zur Einführung - F. Quarthal: Zisterzienserklöster in Südwestdeutschland - M. M. Rückert: Von der frommen Adelsstiftung zur reichsunmittelbaren Abtei: Kloster Schöntal in den ersten 250 Jahren seines Bestehens - K. Borchardt: Die Förderung der Zisterzienser in Franken durch die Staufer und die Bischöfe von Würzburg - H. Ehmer: Zisterziensische Frauenklöster im baden-württembergischen Franken - U. Köpf: Wirkungen der zisterziensischen Spiritualität und Theologie im Protestantismus - J. Brümmer: „Intellectum tibi dabo“. Text- und Bildprogramm der Sakristei im ehemaligen Zisterzienserkloster Schöntal - V. Rödel: Klosterhospitalbau der Neuzeit: das Beispiel Bronnbach - J. Nolte: Kultur und Askese. Ein Versuch zur Weltwirkung des Zisterzienserordens.
Hagiographie im Kontext
Wirkungsweisen und Möglichkeiten historischer Auswertung
Inhalt: Klaus Herbers: Hagiographie im Kontext. Konzeption und Zielvorstellung Hedwig Röckelein: Das Gewebe der Schriften. Historiographische Aspekte der karolingerzeitlichen Hagiographie SachsensStephanie Haarländer: Hagiographie und urkundliche Überlieferung von Klöstern im 12./13. Jahrhundert Friederike Sauerwein: Religiöse Identität oder „Heiliger Schein“? Weibliche Lebensgestaltung und hagiographische Überlieferung am Beispiel der hl. Lioba Ursula Swinarski: Der ganze und der zerteilte Körper. Zu zwei gegensätzlichen Vorstellungen im mittelalterlichen Reliquienkult Michael Goodich: Die wundersame Gefangenenbefreiung in mittelalterlichen KanonisationsdokumentenChristian Krötzl: Zu Prozeßführung, Zeugeneinvernahme und Kontext bei spätmittelalterlichen KanonisationsprozessenHelmut Flachenecker: Hagiographische Werke als Kommunikationshilfen für FremdeBernhard Vogel: Das hagiographische Werk Lantberts von Deutz über Heribert von Köln Silke Tammen: Eine gemalte Magdalenenvita um 1280. Bild und Text, Sehen und Hören auf der Florentiner Pala des MagdalenenmeistersGabriela Signori: Ein Ablaßprediger, ein Dorf und seine Legenden. Raimundus Peraudi und die Bauern des Dinkelbergs Monika Balzert: Ein Carmen sapphicum in der Legenda-Aurea-Appendix. Metrische Zitate bei Jacobus von Voragine und seinen Fortsetzern Werner Williams-Krapp: Kultpflege und literarische Überlieferung Maiju Lehmijoki-Gardner: Paradoxie der Laienfrömmigkeit. Perspektivwandel in Repräsentationen von Katharina von Sienas öffentlicher und sozialer Heiligkeit Bernhard Schimmelpfennig: Bernard Gui: Hagiograph und verhinderter Heiliger