Wolfgang Barz Books






Die Transparenz des Geistes
- 450 pages
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Eine einflußreiche Doktrin der Philosophie der Neuzeit besagt, daß wir entdecken, was wir denken, wahrnehmen oder fühlen, indem wir unseren Blick nach innen wenden, um die Zustände unseres Geistes direkt zu beobachten. Die Kernthese dieses Buches lautet, daß jene Auffassung falsch ist. Wenn wir etwas über unseren Geist wissen wollen, müssen wir nicht nach innen schauen, sondern die Welt in den Blick nehmen. In diesem Sinne ist uns der eigene Geist transparent: nicht indem er sich in einer unfehlbaren Innenschau enthüllt, sondern indem jeder Versuch, ihn wahrzunehmen, zwangsläufig in die Betrachtung derjenigen Sachverhalte in der Außenwelt mündet, auf die wir intentional bezogen sind. Wolfgang Barz verteidigt diesen Gedanken am Beispiel von Überzeugungen, Wünschen, Absichten, Sinneseindrücken, körperlichen Empfindungen und Emotionen.
Viele zeitgenössische Philosophen betrachten Intentionalität als Herausforderung, weil sie sich der Integration in ein naturalistisches Weltbild zu widersetzen scheint. Sie bemühen sich daher, Intentionalität als Teil des Naturgeschehens begreifbar zu machen. Die Kernthese des Buches lautet, daß diese Herangehensweise der philosophischen Brisanz der Thematik nicht gerecht wird. Denn das Problem der Intentionalität liegt auf einer ganz anderen Ebene. Es besteht darin, daß der Grundsatz von der Ununterscheidbarkeit des Identischen in Frage gestellt wird. Dieser Herausforderung kann durch eine Naturalisierung der Intentionalität nicht begegnet werden. Es bedarf vielmehr logisch-semantischer Überlegungen, um sie zurückzuweisen. Die von Frege ins Spiel gebrachte These, daß intentionale Zustände Relationen zu Propositionen darstellen, erweist sich unter dieser Perspektive als vielversprechender Ansatz. Der Autor arbeitet die Pointe dieses Ansatzes in AuseinanderSetzung mit Alternativpositionen heraus, verteidigt ihn gegen eine Reihe klassischer Gegenargumente und zeigt, wie er sich mit direktreferentialistischen Auffassungen vereinbaren läßt. Der Einwand, die Rede von Relationen zu Propositionen sei unbefriedigend, solange sie eines naturalistischen Kommentars entbehre, wird - nach einer detaillierten Diskussion von Dretskes informationstheoretischem Ansatz - zurückgewiesen.