In der Mitte des komplett weißen Raumes platziert Gerda Schlembach einen riesigen Tumulus aus glitzernden Glaspartikeln. Der vordere Raumpfeiler wird dabei einbezogen und zum Teil umschüttet. An der Rückwand des Raumes sieht man ein faszinierendes Video, in dem Schichtungen, Bewegungen und regelrechtes Fließen des glänzenden Materials im Rahmen einer besonderen Choreographie veranschaulicht werden. Glas fasziniert die Künstlerin vor allem durch seine kristalline, transparente, Licht reflektierende und zugleich brüchig-fragile Materialität. Immer geht es ihr dabei um Ambivalenzen des Materials, um Übergänge, mögliche und tatsächliche Veränderungsprozesse, die eingeleitet und veranschaulicht werden. Ein wichtiger Aspekt dabei ist dabei die Zerstörung des splitternden Stoffes durch Fragmentierung und seine Neustrukturierung. Alles das gerät innerhalb dieser minimalistischen Installation im wörtlich zu nehmenden White Cube (weiße Decke, Wände, Boden) zu einem ästhetischen Ereignis besonderer Art. Tagsüber wird der glitzernde Glasberg durch den natürlichen Lichteinfall von außen stimuliert. Abends und nachts kann durch das Schaufenster des Raumes bis 23 Uhr das Video erlebt werden, während der schimmernde Glastumulus durch einen Spot hervorgehoben wird.
Peter Friese Books






In seiner raumbezogenen Ausstellung im Kunstverein Ruhr hat Gaylen Gerber mit reduzierten Mitteln in die Architektur und das Erscheinungsbild des Ausstellungsraumes eingegriffen. Er teilt den Raum durch eine Wand in zwei Zonen, verändert die Wandfarben und das Licht. Dominierende Farben sind Blau und Orange (Amber). Blau wird durch die komplette Einfärbung des Schaufensters zum Kopstadtplatz erreicht, während Orange durch die bernsteinfarbene Fassung der Neonröhren entsteht, die den Raum illuminieren. Dies schafft zwei grundlegende Farbzonen, die sich unterscheiden, aber in einigen Bereichen durchdringen. Im hinteren Teil des Raumes dominiert intensives bernsteinfarbenes Orange, während im vorderen Teil eine Übergangszone entsteht, in der der blaue Bereich allmählich in Orange übergeht. Der Künstler schafft mit wenigen präzisen Schritten einen Farbraum, in dem nicht mehr klar zwischen lichtgebundener, atmosphärischer Farbe und Gegenstandsfarbe unterschieden werden kann. An der Grenze zwischen architektonischem Innenraum und städtischem Außenraum treffen zwei Lichtzonen aufeinander: Tageslicht vom Kopstadtplatz und Neonbeleuchtung, die nach Sonnenuntergang den Raum bestimmt. Unsere Wahrnehmung wird zu einer differenzierten Befragung der gesamten Ausstellungssituation und unseres eigenen Unterscheidungsvermögens.
Stephan Baumkötter verfolgt eine Auffassung von Malerei, die ohne einen klaren Bildgegenstand oder ein festgelegtes Thema auskommt. Seine scheinbar monochromen Bilder sind flächig und malerisch angelegt, offenbaren jedoch bei genauerem Hinsehen ihre Komplexität. Durch viele lasierende und deckende Farbschichten entsteht ein Farbkontinuum, das die Vorstellung einer einfarbigen Bildfläche überwindet. Die Übergänge zwischen deckender und lasierender Farbbehandlung sind fließend, und der Betrachter wird durch den Widerstand der Farbe selbst in seiner Wahrnehmung herausgefordert. Die Bilder ermöglichen eine ästhetische Auseinandersetzung, bei der sinnliche Erfahrung und Reflexion zusammenkommen. Ein Standortwechsel offenbart die „Mehrdeutigkeit“ der Werke, die je nach Blickwinkel unterschiedliche Nuancen von Farben zeigen. Obwohl die Bilder für sich stehen könnten, bilden sie bemerkenswerte Korrespondenzen untereinander, die sowohl den Raum als auch die Wahrnehmung des Betrachters beeinflussen. Die vertikale Anordnung der Werke schafft eine körperliche Beziehung, die den Betrachter dazu anregt, Neues zu entdecken. Es sind Anklänge an die Geschichte der Malerei spürbar, doch die Verknüpfungen entstehen im Dialog zwischen Werk und Betrachter. Die Anordnung der Bilder integriert die Architektur des Raumes und lädt dazu ein, die Vielschichtigkeit der Malerei durch längeres Hinsehen und Bewegung im Raum zu erkunden, was tiefere ästhetis
Go for it!
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Bogomir Ecker
o.T.
Bogomir Ecker hat sich im Ausstellungsraum des Kunstverein Ruhr für eine besondere architektonische und zugleich skulpturale Intervention entschieden. Dort, wo der markante Doppelpfeiler den Raum in Längsrichtung teilt, ließ er einen halbkreisförmigen, an eine Konche erinnernden Einbau vornehmen. Diese auffällige Rundform durchdringt die Pfeilerkonstruktion und konterkariert gleichsam ihre Rechtwinkligkeit. Das halbrunde vom Boden bis zur Decke reichende Element hat Ecker mit einer gelben durch Noppen strukturierten Schaumstoffschicht bedeckt, wie sie zur Schalldämmung in Ton- und Fernsehstudios verwendet wird. Der leuchtend gelbe Einbau bestimmt den gesamten Raum... Mit Unterstützung durch die Fördervereinigung für die Stadt Essen e. V., durch die Sparkasse Essen und durch das Kulturbüro der Stadt Essen.
Lawrence Weiner
PRIMÄR SEKUNDÄR TERTIÄR / PRIMARY SECONDARY TERTIARY
Der in New York und Amsterdam lebende Lawrence Weiner gilt als Begründer und maßgebender Vertreter der Concept Art. Seit den 60er Jahren arbeitet er mit Texten, welche meist an Innen- oder Außenwänden zu sehen und zu lesen sind. Es handelt sich um Sätze mit einer grundlegenden, aufs Notwendigste reduzierten Aussage. Der Betrachter und Leser wird auf eine für Weiner typische Weise zum Empfänger einer Botschaft, welche in ihm Vorstellungen, Analogien und innere Bilder erzeugt. Für den Kunstverein Ruhr hat Lawrence Weiner ein besonderes 3 teiliges Sprachwerk entworfen, das an den Wänden des neuen Ausstellungsraumes zu lesen sein wird. Mit Unterstützung durch das Kulturbüro der Stadt Essen
Heimo Zobernig
Rauminstallation / Room Installation
Die Arbeiten des Wiener Künstlers sind in hohem Maße räumlich und ortsbezogen präsent. Zugleich aber sind sie höchst diskursfähig, also durchaus „lesbar“ und leicht zu versprachlichen. Dies hängt nicht damit zusammen, dass ein hoher Erklärungsbedarf besteht, sondern vielmehr mit der Tatsache, dass sie den Betrachter an etwas Bekanntes erinnern. Sie leiten Gedankengänge, Zweifel, Kritik ein. Auffallend ist auch die Nähe des formalen Vokabulars zur Minimal Art. Deutlich wird schon beim ersten Blick, dass sich Zobernig an bereits vorhandenen Vorbildern orientiert, nicht jedoch um diese etwa im Geiste der Moderne fortzusetzen, sondern um ihre avantgardistische Programmatik, ihre immanenten Fragestellungen und Widersprüche zur Darstellung zu bringen. Er tut dies, in dem er in irritierender Weise Styropor, Pressspan, Karton, Dispersionsfarbe, also alltägliche und billige Materialien einsetzt. Mit Unterstützung durch das Kulturbüro der Stadt Essen und durch das RWE