Wie bei Proust bedurfte es auch bei mir für jene “intermittences du cœur”, ces moments précieux hors du temps et pleins d’une douceur infinie, bestimmter Anstöße, um sie aus der Tiefe des Unterbewußtseins an die Oberfläche des Bewußtseins wieder aufsteigen zu lassen, und wie bei Proust ist die Anzahl der Anstöße, damit also ihrer Anlässe, eine erstaunlich geringe: meine erste Begegnung mit der logischen Schönheit des Lateinischen, die erste mit den Versen von Rilke und der Prosa von Proust, die erste mit der Klaviermusik von Chopin, Rachmaninoff und Skrjabin und die erste (sehr frühe) mit der Frau. Die ersten drei dieser jeweils ersten Anlässe waren, naturgemäß, meiner Erwartung um sehr vieles voraus, und so brauchte es lange Jahre, ihnen nachzulaufen oder, sie einholend, gar ein Einvernehmen mit ihnen zu erlangen. Der letzte dieser ersten Anlässe hinkte jedoch, als unvollständig und unbefriedigend, meiner Erwartung nach bis zu dem Augenblick, da ich Deborah, meiner Frau, begegnete: durch sie wurde meine lange Erwartung nicht nur erfüllt, sondern wiederum um vieles übertroffen und damit überholt, so daß ich mich auch hier wieder in die passende Rolle des schwer atmenden Nachläufers versetzt fühlte. Die Texte dieses Buches sind daher ein unzulänglicher Versuch des Einholens meiner Frau durch Liebe, durch stolze Bewunderung und durch Dank.
Wolfgang Brunsch Books






"Schir haschschirim" - "Lied der Lieder"
- 64 pages
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Im Vorwort wird die tiefe Verbindung zwischen Liebenden beschrieben, die trotz der Sorgen, die ihre Liebe belasten, in der Zweisamkeit Trost finden. Die Darstellung der Liebe zeigt, dass sie einen geschützten Raum und unantastbare Zeit schafft, in dem die Liebenden ihre Zuneigung ohne Kümmernis ausleben können. Der Übergang von der Nacht zum Morgen symbolisiert nicht nur den Abschied, sondern auch den ständigen Neuanfang ihrer Liebe, die von der Sonne ihrer Zuneigung erleuchtet wird. Diese Metapher verdeutlicht, dass die Liebe immer wieder neu erblüht, ähnlich wie die Sonne, die täglich aufgeht. Der Autor widmet die folgenden Gedichte seiner Geliebten Deborah als Ausdruck seiner Bewunderung, Verehrung und Liebe, sowie als Zeichen seines unzulänglichen Dankes. Die Anspielung auf die antike Literatur unterstreicht die zeitlose Natur der Liebe und deren zentrale Rolle im Leben. Die Worte eines alten Dichters, der das Leben ohne die goldene Göttin Venus als unvorstellbar beschreibt, fassen die Essenz der Liebe zusammen: Sie ist süß und lebensnotwendig, und der Wunsch, für sie zu sterben, verdeutlicht die Intensität dieser Empfindung.
