Wo Freiheit ist ...
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Als Reiner Kunze 1977 vom Regime der DDR außer Landes gedrängt wurde, rettete er nicht nur seine Familie und sein literarisches Talent über die Grenze, sondern auch seinen kritischen Blick auf seine Umwelt. Obwohl er sich bewußt war, wie brüchig die oft mißbrauchte Form des Interviews inzwischen geworden ist, äußerte er sich öffentlich zu zeitgeschichtlichen Themen. Er nahm zunächst nur zögernd und tastend, bald aber immer entschiedener Stellung zu Fragen, in die er sich einbezogen sah. Im Widerspiel von Frage und Antwort legte Kunze seine Überzeugungen dar, die stets von einem hochsensiblen ethischen Empfinden geprägt sind. Und immer wieder betonte er als einer, der am eigenen Leibe erfahren hat, was es heißt, einer Diktatur ausgeliefert zu sein, welches Glück es bedeutet, lebe zu dürfen, ›Wo Freiheit ist ... ‹ Diese Gespräche und Interviews aus über 16 Jahren legt Kunde nun gesammelt vor. Der Band bezeugt heute, wie nachdrücklich Kunze schon vor Jahren auf die unerträgliche Situation der Menschen in der DDR hingewiesen hat – und läßt ahnen, welchen Anfeindungen er deshalb in Ost und west ausgesetzt war. Darüber hinaus gibt Kunze aber auch Auskunft zu literarischen Fragen, skizziert seinen Werdegang als Schriftsteller, spürt seinen poetischen Vorbildern nach und gewährt so tiefe, aufschlußreiche Einblicke in seine Dichterwerkstatt. Am anrührendsten jedoch lesen sich seine persönlichen Erinnerungen: wie er als krankes Kind von seinen Klassenkameraden gehänselt wurde; wie sich durch eines seiner Liebesgedichte der erste briefliche Kontakt zu seiner späteren Frau knüpfte; oder wie seine Familie und er in Westdeutschland allmählich eine neue Heimat fanden.