Gesichter auftragen
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Beiträge aus Philosophie, Kunst-, Kultur- und Literaturwissenschaft erörtern den Streit um das Schminken in der Moderne. Nach älteren medizinischen Bedenken gegenüber dem Make-up erschien es im Zuge der Verbürgerlichung als das nicht Authentische, für Frauen jedoch Unabdingbare: Schminken hieß seither, ein Bild des Gesichts auf dem Gesicht aufzutragen, das sich als Bild verleugnet. Zur Moderne gehört aber auch das auf Baudelaire und Nietzsche zurückgehende Lob des Scheins, der „Wahrheit der Oberfläche“. Beide Sichtweisen wurden, in teils polemischer Thematisierung, Gegenstand von Literatur, Film und Kunst. Über das eingefahrene Pro & Contra hinaus eröffnen sich indes weitere Aspekte: Schminkend erzeugen wir Ähnlichkeit und Distanz zu uns. Vor dem Spiegel betreiben wir ästhetische Selbstsorge, wird u. U. der Akt des Schminkens wichtiger als das Resultat, spielen wir dank temporär begrenzter Wirkung folgenentlastet mit alternativen Selbstentwürfen. Christian Janecke, derzeit Vertretungsprofessor für Kunstgeschichte an der HfG Offenbach, publiziert zur modernen und zeitgenössischen Kunst, hat als vormaliger Inhaber der Wella Stiftungsdozentur für Mode & Ästhetik an der TU Darmstadt aber auch Bücher zum Themenfeld Haar und Frisur vorgelegt. Im Jonas Verlag erschien 2003 sein Buch „Tragbare Stürme. Von spurtenden Haaren und Windstoßfrisuren“. Aus dem Inhalt: Christian Janecke: Einleitung Gernot Böhme: Schminken - die Person zwischen Natur und Maske Annette Geiger: Authentizität und Kosmetik seit Baudelaires „Lob der Schminke“ Petra Gehring: Das Gesichtsbild als Akt Petra Leutner: Bild und Schminke. Über Falten und Verdopplungen des Sichtbaren Petra Lange-Berndt: Geschminkte Tiere, oder Signalfarben im Medienzeitalter. Zu den Combines von Robert Rauschenberg Gesa Dane: Flüchtige Gesichter. Das Schminken in literarischen Werken von Thomas Mann, Hugo von Hofmannsthal, Gottfried Benn Christine Künzel: Make-up als Mimikry. Die Gesichter der Autorin Gisela Elsner (1937-1992)