Dreimal Soldat
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1914: War der Rekrut nicht zur Stelle, sobald der Gaul den Schwanz hob, um die Pferdeäpfel mit seiner Mütze aufzufangen und wegzutragen, bekam er [„Rumpf vorwärts beugt!“] die Rute auf dem Hintern zu spüren. So verstand man es im wilhelminischen Deutschland unter dem Vorwand, die Stallgasse müsse sauber bleiben, die Begeisterung der Kriegsfreiwilligen „diszipliniert“ in Bahnen zu lenken. Hellmuth Klapp lässt den Ersten Weltkrieg in vielen Episoden lebendig werden. 1920: Wie ist einem Freikorpskämpfer zumute, der anlässlich eines Staatsstreichs ins Kriegsministerium beordert wird, um als erstes die Putzfrauen auf die neue Regierung einzuschwören und widersetzliche Beamte in der Toilette einzusperren? Das und noch viel Kurioseres über den Kapp-Putsch in Berlin erfährt der Leser aus den Aufzeichnungen des Soldaten Hellmuth Klapp. 1941: Major Klapp war als Vorgesetzter beliebt, als Kollege suspekt und als Untergebener untragbar. Der Vorwurf, Orden und Ehrenzeichen verächtlich gemacht zu haben, sorgte dafür, ihn „unehrenhaft“ zu entlassen. Seine erstmals veröffentlichten Erinnerungen können als Anschauungsmaterial dienen, wie vergleichsweise glimpflich ein Nonkonformist noch zu Beginn des Zweiten Weltkriegs davon kommen konnte. In der Endphase hätte der Vorwurf der 'Wehrkraftzersetzung' für ein Todesurteil gereicht. Und wir hätten nie erfahren, wie einer dreimal Soldat in Deutschland sein konnte.