Justus Samuel Scharschmid (1664–1724). Seine Autobiographien
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J. S. Scharschmid (1664–1724) schloss sich nach Abschluss seines Theologie-Studiums und der Begegnung mit Philipp Jakob Spener (1635–1705) und August Hermann Francke (1663–1727) den Hallenser Pietisten an. Um ein Amt in der lutherischen Gemeinde in Moskau zu erhalten reiste er nach Russland, wo sein Auftreten jedoch zu Auseinandersetzungen führte. Erst nach dem Tod eines der Pastoren in Moskau konnte er ein Amt übernehmen. Mit diesem Amt waren ausgedehnte Reisen zu anderen Gemeinden in Russland von Archangelsk am Nordmeer bis nach Terki im Kaukasus verbunden. Von den Historikern bislang unzureichend beachtet, werden die beiden Autobiographien Scharschmidts nun von Sebastian W. Stork in einer Edition gewürdigt. Der Leser erhält mit Scharschmids Aufzeichnungen detaillierte Einblicke in das innere Gefüge pietistischer Gemeinden und in die Auseinandersetzungen zwischen frühen Vertretern des Pietismus und orthodoxen Gruppen. Ebenso erlebt er die Ereignisse in Russland unter Peter I. bei den nicht-russischen Ethnien im Kaukasus und lernt die Praxis des Reisens in der Frühen Neuzeit und auch die (Selbst-)Behandlung bei Krankheiten kennen. In Scharschmids Schilderung seiner Tätigkeiten lassen sich zudem bereits ansatzweise inhaltliche und darstellende Elemente erkennen, die den Übergang zur Neuzeit ankündigen.