Patriarchale Gewalt in der Türkei
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Patriarchale Gewalt ist eines der zentralen Themen feministischer Gegenöffentlichkeit in der Türkei: sowohl im historischen Rückblick als auch im Hinblick auf aktuelle feministische Politik. Durch den Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention, den Präsident Recep Tayyip Erdoğan im März 2021 verkündete, sind die Proteste gegen patriarchale Gewalt erneut in den Fokus feministischer Politik gerückt. Feministinnen kritisieren seit der Entstehung der Neuen Frauenbewegung in den 1980er Jahren die hinter der Gewalt gegen Frauen stehende patriarchale Strukturierung von Machtverhältnissen in der Gesellschaft und der Familie sowie die mangelnde Implementierung der Gesetze zur Prävention der Gewalt. Um ihren Sichtweisen Ausdruck zu verleihen sowie feministische Netzwerke zu schaffen, gaben Feministinnen selbstorganisierte Zeitschriften heraus. Diese Studie untersucht die Diskussionen zu patriarchaler Gewalt in den Zeitschriften Feminist (1987-1990), Pazartesi (1995-2005), Roza (1996-2000) und feminist politika (2009-2015). Die Studie fragt danach, was die zentralen Themen feministischer medialer Gegenöffentlichkeit zur patriarchalen Gewalt sind, vor welchen zeithistorischen, gesellschaftlichen und politischen Kontexten die Zeitschriften das Problem diskutieren und wie die Proteste und Organisationsformen der feministischen Bewegung in Bezug auf den Kampf gegen die patriarchale Gewalt reflektiert werden. Die Arbeit richtet zudem einen Fokus darauf, inwieweit in den Zeitschriften Differenzen innerhalb feministischer Diskussionen zur Gewalt gegen Frauen deutlich werden. So rücken die kurdischen Feministinnen um die Zeitschrift Roza neben der patriarchalen Mentalität, die die Gewalt gegen Frauen bedingt, auch den strukturellen Rassismus gegen Kurd*innen in den Fokus, der die Gewalterfahrungen von kurdischen Frauen prägt.