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Die Gedanken zu Selbstlügen im vorliegenden Buch stammen aus zwei Hauptquellen. Die erste ist theoretischer Natur: Wie kann Selbstlüge logisch möglich sein? Eine übliche Lüge setzt voraus, dass der Lügende die Wahrheit kennt und den Belogenen täuscht. Diese Struktur zerbricht jedoch, wenn Lügender und Belogener identisch sind. Die Frage stellt sich, wie das Phänomen der Selbstlüge theoretisch existieren kann. Die zweite Quelle ist die existenzielle Erfahrung der Selbstlüge. Die theoretische Fragestellung verweist auf die existenzielle Dimension: Wenn Selbstlüge logisch inkohärent ist, wie lebt ein Mensch, der dieses Projekt verfolgt? Zudem betrifft Selbstlüge nicht nur das logische Rätsel. Man kann der rätselhaften Präsenz einer Person begegnen, die sich selbst belügt, und die eigene Versuchung zur Selbstlüge spüren. Diese Versuchung ist alles andere als harmlos. Wenn jede sprachliche Äußerung eine implizite performative Dimension enthält – ein Versprechen, die Wahrheit zu sagen – dann ist Selbstlüge ein Angriff auf das sprachliche Band. Das Rätsel der Selbstlüge offenbart sich als das Rätsel der Verletzung dieses Bandes. Wie kann es existenziell möglich sein, sich gegen das Versprechen zu richten, das das Sprechen als menschliches Wesen ermöglicht?
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Selbstlüge, Marian Baukrowitz
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- 2023
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