Das Böse als ethische Kategorie
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Das Böse verstehen heißt, die menschliche Freiheit als Wagnis zu verstehen. Wer die Freiheit verteidigt, muss die Realität des Bösen akzeptieren. Die Genese des Bösen aus moralischen Motiven lässt sich vielfältig variieren. Der Autor blättert, beginnend bei Kant und Schelling, eine Kulturgeschichte des Bösen auf. Die ästhetische Rehabilitierung des Bösen als das Interessante darf nicht verwechselt werden mit einem ethischen Freispruch für das Böse, wie Oscar Wildes „Dorian Gray“ bezeugt. Bei Nietzsche wird die Gestalt des Immoralisten zum Grenzgänger am Rande der Herde, der mit der wachsenden Einsamkeit auch die Chancen zur Mitteilung einbüßt. Die Diagnose des Bösen als Krankheit verfehlt den Anteil an freier Entscheidung. Selbstlosigkeit muss nicht und darf nicht das dominierende Motiv sein. Ein wohlverstandener Egoismus kann vor den Exzessen und Entgleisungen des Moralismus bewahren. Im Spiel mit Ambivalenzen und Abgründen kulminiert dieser moralkritische Essay in einem Plädoyer für eine egoistische Ethik.